BVB-Bombe Gefühl der Unsicherheit
Zu einem Spiel zu fahren, in dem der sportliche Aspekt von vornherein in den Hintergrund gerückt ist, ist in dieser Bedeutung auch für Michael Jonas neu.
Dortmund. Ich erinnere mich an die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1999 in Sevilla, als einige Reporterplätze neben mir leer blieben. Das Erdbeben von Gölcük hatte sie daran gehindert, nach Spanien zu kommen. 17480 Menschen kamen damals ums Leben. Die Katastrophe war durch Naturgewalten herbeigeführt worden. Jetzt, in Dortmund, ist das anders. Gewissenlose Täter haben die Popularität des Fußballs genutzt, um größtmöglichen Schaden anzurichten. Zum Glück verlief der Anschlag glimpflich. BVB-Spieler Bartra kam - wenn man das in diesem Zusammenhang überhaupt so sagen darf - mit vergleichsweise leichten Verletzungen davon.
Dennoch: Wie viele Kollegen fühle ich mich unwohl. Ich sehe in ihren Gesichtern nicht die Sorglosigkeit, mit der sie sonst an ihre Aufgabe herangehen Schon die Eingangskontrollen sind wesentlich subtiler und schärfer als am Dienstag. Jetzt muss die Laptop-Tasche ausgepackt werden. Der Inhalt aus den Jacken- und Hostentaschen wird auf einem Tisch ausgebreitet. Ich werde abgetastet. Alles notwendig in Zeiten großer Unsicherheit, aber auch irgendwie fremd für einen Journalisten, der sich auf dieses Spiel gefreut hatte. Hatte!! Die Erwartung ist einem Pessimismus gewichen, wie ich ihn in dieser Form nicht an mir kenne.
Hat der Fußball überhaupt noch Zukunft angesichts der Horrormeldungen , die um ihn herum friedliebende Menschen in Angst und Schrecken versetzen? Bisher habe ich Fußball immer als eine Art völkerverbindendes Element verstanden, dass Emotionen der Fans während des Spiels hervorbringt, danach aber den Frust über die Niederlage und die Freude über den Sieg in unterschiedlichen, aber zumeist friedlichen Stimmungslagen dokumentieren. Ist das noch so? Ich weiß es nicht. Seit Dortmund ist vieles anders, auch in der Wahrnehmung eines Sportreporters.