Götze verspürt Nachholbedarf - Finalträume und WM-Vorfreude
München (dpa) - Bevor es für ihn selbst mit dem FC Bayern in der Champions League ernst wurde, fieberte Mario Götze vergeblich vor dem Fernseher mit seinen ehemaligen Dortmunder Kameraden mit.
„Fußball ist ein spektakulärer Sport, da kann alles passieren“, hatte der Nationalspieler vor dem unglücklichen K.o. seines Ex-Clubs im Viertelfinale gegen Real Madrid erklärt. Die Offensivkraft, die vom neunten bis zum 21. Lebensjahr das schwarz-gelbe Trikot getragen hatte, lag damit beinahe richtig. Nur haarscharf schrammte die Borussia beim 2:0-Sieg an einem Fußball-Wunder vorbei.
Schon am Samstag wird es beim Bundesliga-Topspiel in München ein Wiedersehen von Götze mit Jürgen Klopp, Marco Reus oder Robert Lewandowski geben - dann jedoch als Gegner. „Natürlich, es ist ein besonderes Spiel“, sagte Götze zu dem Prestigeduell.
So emotional aufgeladen wie seine Rückkehr nach Dortmund in der Hinrunde dürfte das Wiedersehen nicht werden. Am 23. November 2013 wurde der 21-Jährige von den 80 000 Zuschauern in der Dortmunder Arena mit ohrenbetäubenden Pfiffen bedacht. Götzes Antwort fiel cool aus: Er schoss das erste Tor beim Münchner 3:0-Sieg. „Es war natürlich nicht so angenehm, wenn man vom ganzen Stadion ausgepfiffen wird“, bekannte Götze damals.
Inzwischen hat sich Götze in München eingelebt. „Die Erwartungen haben sich erfüllt“, sagte er vor dem Champions-League-Hit gegen Manchester United. Denn der Start beim Triple-Sieger war für den 37 Millionen Euro teuren Neuzugang mühselig, „weil ich nach einer Verletzung erstmal ins Team finden musste“.
Das ist ihm inzwischen gelungen, auch wenn Götze in München die völlig neue Erfahrung machen musste: Dass er - auch wenn er fit ist - hin und wieder nicht auf dem Platz steht, sondern draußen sitzt. „Es ist auf jeden Fall eine andere Situation als in Dortmund. Aber bei dem breiten Kader ist es nicht schlecht, wenn man mal eine Pause bekommt“, versicherte er.
Pep Guardiola schätzt und nutzt die Flexibilität des kleinen Edeltechnikers. Der Trainer setzt ihn auf allen Offensivpositionen ein. „Ich fühle mich im Zentrum am wohlsten, als falsche Neun, als Zehner, auf der Acht. Da hat man mehr Möglichkeiten als über außen“, sagte Götze. Auch Joachim Löw schätzt die Vielseitigkeit des 27-maligen Nationalspielers. Der Bundestrainer hat dazu wohlwollend registriert, dass Götze deutlich an Kraft zugelegt hat und vor dem Tor sehr viel kaltschnäuziger geworden ist.
Götze fühlt sich - auch dank der Spielpausen - gerüstet für den Saisonendspurt. „Wenn man sieht, welche Belastung wir haben, welche Aufgaben noch anstehen, ist es wichtig, bei den Top-Spielen hundert Prozent da zu sein“, betonte er.
Die großen Spiele - auf sie ist er besonders scharf. Denn da verspürt Götze großen Nachholbedarf. Deutscher Meister war er schon in Dortmund zweimal geworden (2011, 2012). Insofern war dieser schon verbuchte Titelgewinn mit dem FC Bayern nur ein „kleines Ziel“, wie er bemerkte. „Ich möchte auch mal ein Finale spielen“, betonte er dagegen sehnsüchtig. Beim Pokalfinale 2012 zwischen Dortmund und Bayern (5:2) war er nach langer Verletzungspause nur Zuschauer. Auch das historische Champions-League-Endspiel 2013 zwischen Bayern und dem BVB im Wembleystadion verpasste er wegen eines Muskelbündelrisses.
Sein erstes großes Turnier als Nationalspieler, die EM 2012, verlief ebenfalls enttäuschend. Nach einer Schambeinentzündung kam er nur auf einen Kurzeinsatz im Viertelfinale gegen Griechenland. Umso mehr fiebert er der Weltmeisterschaft in Brasilien entgegen: „Sie wird immer präsenter. Ich freue mich auf das Turnier.“
Vorher aber kommen noch wichtige Aufgaben mit dem Verein auf ihn zu - und womöglich sogar eine besondere Endspiel-Premiere am 17. Mai im Berliner Olympiastadion: Denn im DFB-Pokal deuten alle Vorzeichen auf ein Finale zwischen Bayern und Dortmund hin.