Guardiolas Rückkehr auf CL-Bühne: „Großer Stolz“
München (dpa) - Als Pep Guardiola von der ersehnten Rückkehr auf die große Bühne Champions League schwärmte, strahlte der spanische Starcoach über das ganze Gesicht.
„Dieser Wettbewerb ist der schönste Wettbewerb der Saison. Ich weiß nicht, ob es der wichtigste ist, aber es ist der schönste“, pries der 42-Jährige kurz vor dem Auftaktspiel gegen ZSKA Moskau am Dienstag mit leuchtenden Augen die Königsklasse. Knapp eineinhalb Jahre nach seinem zuvor letzten Auftritt in Europas Eliteliga, in der er als zweimaliger Sieger mit dem FC Barcelona zum Trainer mit Weltruhm avancierte, will er mit dem FC Bayern das große Ziel in Angriff nehmen, das er einst selbst mit Lionel Messi & Co. nicht erreichte: Die erstmalige Titelverteidigung.
„Es ist der schwierigste Wettbewerb. Es gibt zu viele Mannschaften in Europa mit der Idee, am Ende diesen Titel zu gewinnen“, erklärte Guardiola. „Aber es ist ein großer, großer Stolz hier zu sein mit Bayern und diesen Wettbewerb zu spielen. Und ich hoffe, wir spielen einen guten Wettbewerb.“
Nicht einmal 100 Tage ist Guardiola im Amt, da hat er pünktlich zum Start der Königsklasse auch schon die ersten kräftigen Reibereien in der Chefetage miterlebt. Matthias Sammer versuchte einen „Impuls“, einen „kleinen Weckruf“, wie er es selbst nannte, und mäkelte am Auftritt der Mannschaft herum. Dafür gab es eine Rüge von Präsident Uli Hoeneß. Für Guardiola, das betonte dieser jedenfalls, war die Sammer-Kritik kein Problem. „Das ist normal“, erklärte der Spanier. Das sei in Deutschland eben „kulturell“ anders als etwa während seiner Zeit in Barcelona. „Ich muss mich in dieser Situation anpassen“, sagte Guardiola.
Vieles ist neu für Guardiola, der sich am 24. Juni bescheiden als neuer Cheftrainer vorgestellt hatte. Aber dann änderte er doch mehr, als er seinerzeit angekündigt hatte. Dazu muss er sich auf die neue Mannschaft, die neue Sprache oder das neue Umfeld einstellen - genauso wie er es gewollt hatte. Gemütlicher hätte er es in Barcelona haben können, der Langfristvertrag habe „auf dem Tisch“ gelegen, erklärte der 42-Jährige am Montag noch einmal. Aber er habe „eine neue Herausforderung für mein Leben, für mich“ gebraucht. „Ich bin bereit, die Herausforderung anzunehmen.“ Dass er dabei immer wieder Vergleiche zur Triple-Saison unter Jupp Heynckes hinnehmen muss, auch das findet er „ganz normal“.
Mit seinem persönlichen Auftakt ist er zufrieden, er schwärmt von „super, super“ und „intelligenten“ Spielern. „Ich kenne meine Mannschaft jeden Tag besser und ich fühle, wir sind sehr gut zusammen. Ich fühle, sie wollen gute Auftritte machen und sie wollen mir folgen“, berichtete Guardiola. Aus der Vorstandsetage gab es bislang auch nur Lob für ihn. „Er macht das so hervorragend. Und ich kann Ihnen nur sagen, dass es auch persönlich meine Seele berührt, wie er teilweise über Themen spricht, die uns ansprechen“, sagte Sportvorstand Sammer im „ZDF-Morgenmagazin“.
Dass Perfektionist Guardiola mehr ändert, als er zunächst hatte erwarten lassen, überrascht Karl-Heinz Rummenigge nicht. „Wäre ein anderer Trainer gekommen, hätte der möglicherweise den Stil von Jupp Heynckes übernommen, mit dem Hintergedanken, das funktionierende Gebilde nicht zu verändern. Pep hat einiges erneuert, und genau so einen Trainer brauchen wir nach den großen Erfolgen. Jemanden, der Dinge wieder hinterfragt und auf eine neue Plattform stellt“, erklärte der Vorstandschef in der „Welt am Sonntag“. Dass man dem Coach gleich einen Dreijahresvertrag statt einem Zweijahresvertrag gegeben habe, „sagt viel aus“.
Unter Guardiola, der als Spieler einst im Jahr eins gleich nach dem Landesmeister-Sieg (1992) gegen ZSKA Moskau ausschied, soll der FC Bayern nach der vergangenen Traumsaison stabil zu bleiben. „Wir müssen daran arbeiten, dass wir regelmäßig in der Lage sind, die Champions League zu gewinnen“, betonte Rummenigge - und wünscht sich damit Aussichten, wie sie der Coach mit dem FC Barcelona Jahr für Jahr hatte.