Doppelpack gegen Besiktas Heynckes rühmt den Käpt'n: „Eben Müller - er kann's!“
München (dpa) - Für den Trikottausch wählte Thomas Müller keinen Besiktas-Profi, sondern Deutschlands neuen Skistar. Thomas Dreßen, der Abfahrts-Sensationssieger 2018 von der legendären Streif, erhielt das Bayern-Shirt mit der Nummer 25.
Dafür durfte Fußballstar Müller nach dem 5:0 gegen Istanbul in der Champions League Dreßens Leibchen mit der Startnummer 20 vom Super-G-Rennen am Hahnenkamm mit nach Hause nehmen. „Ein Leiberl vom Kitzbühel-Sieger aus diesem Jahr. Wenn ich das nächstes Mal beim Skifahren dran hab, dann hab ich freie Fahrt - hab ich mit ihm abgemacht“, bemerkte Witzbold Müller.
Der Fußball-Weltmeister war am Dienstagabend super drauf, erst auf dem Platz und hinterher in den Stadion-Katakomben. Schließlich ist - typisch in WM-Jahren - der alte Thomas Müller wieder da. Jener Müller, wie ihn auch Jupp Heynckes aus dem gemeinsamen Triplejahr 2013 kennt. Gegen Besiktas Istanbul ging der 28 Jahre alte Kapitän in der Münchner Arena als Anführer und zweifacher Torschütze voran.
„Das ist eben Müller - er kann's!“, schwärmte sein Trainer nach dem hohen Sieg im Achtelfinal-Hinspiel vom Mann des Abends. „Wir wussten, dass wir liefern mussten“, erklärte Müller. Er lieferte in Münchner Überzahl erst das so wichtige 1:0 kurz vor der Pause. In der furiosen zweiten Bayern-Hälfte legte der 28-Jährige das 3:0 nach.
„Meine Tore waren richtige Torjäger-Tore“, sagte Müller stolz. Es waren seine Champions-League-Treffer 41 und 42. Müllers Qualität sind die wichtigen Tore. In den K.o.-Rundenspielen der Königsklasse haben nur zwei Spieler häufiger getroffen als Müller mit seinen 21 Toren, die Weltstars Cristiano Ronaldo (56) und Lionel Messi (38).
Müllers Aufschwung ist ganz eng mit der Personalie Jupp Heynckes verknüpft. Im Gegensatz zu Pep Guardiola und Carlo Ancelotti stellt der 72-Jährige Müller nicht infrage. Bei Heynckes ist Müller auch in den großen Spielen wieder gesetzt; Bundestrainer Joachim Löw hält es bei der Nationalelf übrigens genauso. Beide kennen Müllers Wert.
Der Weltmeister ist mit seiner einzigartigen Spielweise und als Typ prädestiniert für Spiele auf der großen Fußballbühne. Und so setzte Heynckes am Dienstagabend im Pressesaal der Allianz Arena zu einer besonderen Lobeshymne auf den Angreifer an. „Thomas weiß ganz genau, Champions League ist etwas ganz Besonderes, da müssen auch besondere Leistungen erbracht werden. Das ist ein Spieler, der in unserem System ganz wichtig ist, weil er manchmal auch aus dem Nichts wie beim 1:0 Tore macht. Beim anderen Tor ist er mit seiner Spritzigkeit, Schnelligkeit, Reaktionsschnelligkeit am richtigen Ort. Das macht ihn so unverwechselbar.“ Unter Heynckes ist Müller wieder unverzichtbar.
Auch Mats Hummels trat als Müller-Fan auf. Na klar, Müllers Spiel sehe nicht immer elegant aus, bemerkte der Weltmeister-Kollege. Aber das Allerwichtigste für einen Fußballer sei Spielintelligenz. „Und da habe ich bisher keinen kennengelernt, der mehr besitzt als Thomas.“
Hummels spielt seine zweite Saison in München, und aktuell erlebe er Müllers „stärkste Phase“. Gegen Besiktas begeisterte Müller alle, von Heynckes über Teamkollege Hummels bis hin zum zuschauenden Skifahrer Dreßen. „Das erste Tor war ein typisches Müller-Tor, das zweite war herausragend gemacht“, erklärte Hummels: „Es sieht bei ihm nicht unbedingt immer höchst elegant aus, aber es ist sehr oft sehr klug und sehr effizient.“ Kurzum: Der alte Thomas Müller ist wieder da.