Heynckes zurück in Königsklasse - „unaufgeregt“
Villarreal (dpa) - Auch für einen Routinier wie Jupp Heynckes gibt es noch Premieren. Beim Auftritt des FC Bayern München in Spanien gegen den FC Villarreal ist der 66-Jährige - abgesehen von den Playoffs - erstmals in der Champions League als Trainer für eine deutsche Mannschaft verantwortlich.
Mit Real Madrid feierte Heynckes 1998 als Sieger auf der Königsklassen-Bühne, jetzt kehrt er nach dem „Vorgeschmack“ in der Qualifikation gegen den FC Zürich gut gelaunt ins Rampenlicht der Fußball-Champions zurück.
„Ich bin da sehr unaufgeregt. Ich nehme das ganz sachlich und ohne mich groß anders zu fühlen. Emotionen hat man vielleicht während oder nach dem Spiel. Aber vorher - dafür bin ich zu nüchtern“, betonte Heynckes. „Als Spieler und Trainer habe ich im Europapokal ja schon alles erlebt.“ Viel auch schon als Coach der Münchner. Im Europapokal der Landesmeister, so hieß der Wettbewerb noch bei Heynckes' erster Bayern-Amtszeit (1987-91), war zweimal erst kurz vor dem Finale Endstation. 1990 gegen den AC Mailand, 1991 gegen Roter Stern Belgrad.
„Wir sind zweimal im Halbfinale gescheitert, sehr knapp, sehr unglücklich“, erinnerte Heynckes dieser Tage. „Vielleicht kann man da 'mal ein bisschen von träumen heutzutage. Das Endspiel ist ja in München, aber es ist natürlich ein riesenweiter Weg.“ Zum „erweiterten Favoritenkreis“ könne man jedoch auch den FC Bayern zählen. Der 19. Mai 2012 soll der große Tag für die Münchner werden. Schädlich sei der Gedanke daran jedenfalls keineswegs, meinte Heynckes und nahm einen Vergleich mit seiner erfolgreichen Real-Saison vor.
„Beim Eröffnungstraining gab es vor 100 000 Zuschauern einen Slogan: Die Champions League zu gewinnen“, betonte Heynckes. „Ich denke, dass das Ereignis des Champions-League-Endspiels in München so was Ähnliches in den Köpfen der Spieler ist.“ Erst einmal gilt es aber nach dem Auftaktmatch beim FC Villarreal die schwere Vorrundengruppe mit SSC Neapel und Manchester City als weiteren Gegnern zu überstehen.
Irgendwie passte es ins Bild, dass Heynckes' Rückkehr in die europäische Eliteliga ausgerechnet in seiner zweiten Trainer-Heimat Spanien, wo er in der Pressekonferenz sowohl auf Deutsch als auch in der Landessprache antwortete, vonstattenging. Im Land des aktuellen Weltmeisters war er als Trainer von Athletic Bilbao, CD Teneriffa und eben Real Madrid tätig. „Ich denke, dass das Ausland mich geprägt hat. Ich war fast zehn Jahre im Ausland und mit den Jahren wird man auch ruhiger, moderater und man nimmt nicht mehr alles ganz so wichtig wie vorher“, beschrieb Heynckes seine Entwicklung.
Mit weniger Eifer geht er aber keineswegs an die Arbeit. Im Gegenteil. In seinen ersten Monaten der dritten Amtsperiode in München investierte der Trainer so viel Zeit, dass er nicht einmal einer Einladung des mit ihm befreundeten FC-Bayern- und Spitzenkochs Alfons Schuhbeck („Der Jupp, der menschelt einfach richtig und ist ein absoluter Profi“) nachkommen konnte. Eine Mahlzeit durfte Heynckes immerhin im Bayerischen Fernsehen in der Sendung „Blickpunkt Sport“ kosten - bei den nächtlichen Königsklassen-Banketten Schuhbecks soll es möglichst viele weitere Menüs geben.