Historisches CL-Achtelfinale - Löw erhofft WM-Schub
München (dpa) - Nur neun Monate nach dem Triumph des FC Bayern im historischen Wembley-Finale gegen Borussia Dortmund kann der deutsche Fußball mit dem nächsten Novum in der Champions League aufwarten.
Erstmals seit Einführung der Königsklasse vor 22 Jahren konnten sich vier Bundesligisten für das Achtelfinale qualifizieren. Für die Vereinsmanager ist das ein weiteres Gütesiegel für den „Fußball made in Germany“. Und es freut gerade im WM-Jahr auch Bundestrainer Joachim Löw besonders, der vor dem Start der Hinspiele in dieser Woche erklärte: „Es wird wichtig für uns sein, dass unsere Mannschaften in der Champions League eine gute Rolle spielen.“
Bayern, Dortmund, Schalke, Leverkusen - der Durchmarsch des Quartetts durch die Gruppenphase erfüllt die Vereins-Verantwortlichen mit einigem Stolz. „Das untermauert die Stärke der Bundesliga“, sagte Schalkes Sportvorstand Horst Heldt. Auch Karl-Heinz Rummenigge spricht von einem nachhaltigen Aufwärtstrend. Die englische Premier League, die ebenfalls das Maximum von vier Achtelfinalisten stellt, sei zwar weiterhin die Nummer 1 in Europa: „Aber wenn die deutschen Clubs speziell in der Champions League so weitermachen, haben wir die Chance, die Spanier im UEFA-Ranking auf Platz zwei abzulösen.“
Die Höhenluft wird nun jedoch dünner. „Die richtige Champions League geht jetzt mit den K.o.-Runden los“, betonte Rummenigge: „Jeder schlechte Tag, jede Unkonzentriertheit bezahlst du teuer.“ Träume von einem erneuten deutschen Finale am 24. Mai in Lissabon hält der Chef des Titelverteidigers für verfrüht: „Wir haben 2013 in Wembley etwas Historisches erlebt. Daraus darf man keinen Automatismus ableiten. Ich weiß nicht, ob es überhaupt einer deutschen Mannschaft gelingt, nach Lissabon zu kommen - aber gleich zwei?“ Es sollten aber nicht wieder - wie zuletzt - zwölf Jahre zwischen zwei deutschen Triumphen vergehen, sagte Rummenigge: „Beim Titelgewinn müssen wir eine gewisse Kontinuität reinbringen.“
Schon das Achtelfinale hat jedoch Endspiel-Charakter. Die „leichteste Aufgabe“ habe vielleicht noch Dortmund mit Russlands Topclub Zenit St. Petersburg erwischt, glaubt Heldt, dessen Schalker gegen Real Madrid mit Weltfußballer Cristiano Ronaldo klarer Außenseiter sind.
Den Anfang bei den Hinspielen machen in dieser Woche Bayer Leverkusen gegen den neureichen französischen Meister Paris St. Germain mit Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic sowie Titelverteidiger Bayern München, der wie im vergangenen Triple-Jahr wieder auf den FC Arsenal trifft. „Paris ist eine der fünf besten Mannschaften in Europa“, äußerte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler höchsten Respekt vor der ersten Partie am Dienstag im eigenen Stadion.
Auch Rummenigge warnt. Arsenal habe auf dem Transfermarkt „sehr groß“ zugeschlagen, unter anderem kam Nationalspieler Mesut Özil für 50 Millionen Euro von Real Madrid. „Die Qualität der Mannschaft hat sich ein Stück nach oben bewegt“, glaubt Rummenigge. Deshalb richtete der Chef vor dem Hinspiel am Mittwoch in London einen Appell an die eigene, fast unbezwingbar wirkende Mannschaft: „Wir müssen wieder mit der Qualität und Besessenheit des letzten Jahres in die Spiele gehen. Dann haben wir gute Chancen, ins Viertelfinale einzuziehen.“ Es wäre „natürlich toll“, wenn alle vier deutschen Teams ins Viertelfinale kämen, erklärte Heldt.
Die Daumen drücken wird auch Löw. Der Bundestrainer wird die Spiele live im Stadion beobachten. Denn gut 20 potenzielle WM-Kandidaten von Schalkes Jungstar Julian Draxler über die für Dortmund und Leverkusen auflaufenden Bender-Zwillinge bis hin zum Neu-Bayern Mario Götze können sich international beweisen und Erfahrungen sammmeln, von denen Löw bei der Titelmission mit der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien profitieren möchte. „Es wird unseren Spielern vielleicht noch mal einen Schub geben, wenn sie in den Highlights in der Champions League ihre Erfolgserlebnisse holen“, sagte Löw vor dem historischen deutschen Achtelfinale.