Hoeneß schwärmt von „Lehrbuch-Fußball“
London (dpa) - Im Ballsaal des Luxushotels Landmark, in dem die letzten deutschen Fußball-Europameister 1996 bis zum Morgengrauen ihren Triumph begossen, wurden auch beim FC Bayern München nach der Machtdemonstration beim FC Arsenal Feierpläne geschmiedet.
Das 3:1 (2:0) am Dienstagabend war mehr als der Türöffner ins Viertelfinale der Champions League. Der „große Erfolg“ (Trainer Jupp Heynckes) untermauerte auch die Ambitionen des Vorjahresfinalisten auf eine Rückkehr nach London zum Endspiel im Wembleystadion am 25. Mai.
„Es ist ein wunderschöner Raum und ein historisches Hotel“, bemerkte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge in seiner Bankett-Rede: „Wir sind hier also gut aufgehoben.“ Auf den Tischen tanzte in der Nacht zum Mittwoch keiner, aber das könnte bei der anvisierten raschen Rückkehr Ende Mai nachgeholt werden. „Vielleicht ist es auch ein gutes Zeichen, dass wir in diesem Jahr noch einen hoffentlich weiten Weg in der Champions League haben“, erklärte Rummenigge.
Im Achtelfinale wird dieser Weg wohl nicht enden. Selbst der Ex-Münchner Lukas Podolski konnte nach seinem bittersten Arbeitstag bei den „Gunners“ nur halbherzig ein Rückspiel-Wunder beschwören: „Wenn man auswärts drei Tore machen muss, wird das schwierig.“
Für Podolski bedeutete es auch keinen Trost, dass er seinem Nationalmannschaftskollegen Manuel Neuer per Kopf das erste Gegentor nach 663 Pflichtspielminuten verpasst hatte (55. Minute). Die Bayern schlugen durch Toni Kroos (7.), Thomas Müller (21.) und Mario Mandzukic (77.) dreimal zu und übertrugen bei ihrem Vortrag ihre Dominanz aus der Bundesliga auch auf die europäische Bühne.
„Die erste Halbzeit war Fußball aus dem Lehrbuch, besser kann man nicht spielen. Ich habe noch nie eine Bayern-Mannschaft wie in der ersten halben Stunde spielen sehen“, schwärmte Uli Hoeneß, als er strahlend aus der Arsenal-Arena schlenderte. Vom Finale im wenige Kilometer entfernten Wembleystadion aber mochte der stolze Präsident aber auch unter dem aktuellen Glücksgefühl nicht reden: „Wir haben noch viel zu tun bis dahin. Ich träume nur vom Viertelfinale.“
Ein Fingerzeig war der Premierensieg in London aber allemal. „Man nimmt in Europa nicht nur national, sondern auch international den FC Bayern jetzt zur Kenntnis“, stellte Rummenigge fest: „Die Brust ist breit.“ Die Spieler sind hungrig. „Es ist klar, dass jeder ins Champions-League-Finale möchte“, sagte Neuer. „Wir haben einen guten Lauf und wollen nicht, dass er aufhört“, verkündete Mandzukic, dem nun auch in der Königsklasse der ersehnte erste Treffer gelang.
Auch ohne Bastian Schweinsteiger, der nach der dritten Gelben Karte im Rückspiel am 13. März in München gesperrt zuschauen muss, ist das Weiterkommen gegen Arsenal programmiert. Denn aktuell gelingt den Heynckes-Bayern alles, was sie sich vornehmen. „Wir sind im Moment in einer überragenden Form“, frohlockte der Trainer, der sein Star-Ensemble ohne Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten von Sieg zu Sieg leitet - national und jetzt auch international.
„Der Trainer macht alles richtig - und die Mannschaft macht es auch sehr gut. Wir spielen guten, attraktiven, erfolgreichen Fußball“, lobte Rummenigge. Arsenal wurde in der ersten Hälfte zeitweise beherrscht wie die meisten Gegner in der Bundesliga. Nur nach dem „dummen 2:1“ habe man „ein bisschen gewackelt“, meinte Müller. Aber insgesamt laufe die Bayern-Maschine rund, so Müller: „Wir haben uns Sicherheit und Souveränität erarbeitet.“ Und die bitteren Negativerlebnisse 2010 und 2012 treiben die Mannschaft zusätzlich an. „Die Champions League ist eine große Motivation für uns, gerade nach den zwei verlorenen Finals“, sagte Schweinsteiger.
Der Blick ging am Mittwoch noch vor der Rückreise aus England wieder nach vorne. „Wir wollen am Samstag in der Bundesliga unsere Serie gegen Bremen ausbauen“, kündigte Rummenigge an. Es soll die erfolgreiche Generalprobe werden für eine Kraftprobe, der die Bayern schon seit Wochen entgegenfiebern, wie der Bayern-Chef freimütig bekannte: „Und dann gibt es am Mittwoch das ganz große Spiel“ - im DFB-Pokal gegen Dortmund: „Auch da wollen wir weiterkommen.“