Inter-Coach Ranieri droht Rauswurf bei Niederlage
Mailand (dpa) - Für Inter Mailands Trainer Claudio Ranieri könnte das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League zum Abschiedsspiel werden. Eine Pleite in Marseille, und der Römer muss sich wohl einen neuen Job suchen.
Die bittere Niederlagenserie der vergangenen Wochen hat die Geduld von Inter-Präsident Massimo Moratti überstrapaziert. Mit nur einem Punkt und 13 Gegentoren in den letzten fünf Spielen ist Inter in der Serie A abgestürzt und im italienischen Fußball-Pokal als Titelverteidiger im Viertelfinale gescheitert. Bei Olympique geht es für Inter und Ranieri deshalb nicht nur um eine gute Ausgangsposition.
„Ranieri steht mit dem Rücken zur Wand“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“. Der 60-Jährige hatte Inter nach dem misslungenen Intermezzo von Gian Piero Gasperini im vergangenen Herbst übernommen und den kriselnden Vizemeister aus der Abstiegszone an die Spitze herangeführt. Dann aber brach Inter wieder ein. Mittlerweile stehen zehn Niederlagen in 24 Spielen zu Buche. So schlecht waren die Schwarz-Blauen seit 65 Jahren nicht mehr.
Freiwillig will der weißhaarige Signore seinen Platz aber nicht räumen. „Ich fühle keine Kluft zwischen Moratti und mir“, betonte Ranieri. Ein Rücktritt komme für ihn nicht infrage, er gebe nicht auf. Seine Mannschaft sei nicht gespalten. „Es ist spektakulär zu sehen, wie sich die Spieler im Training reinhängen“, meinte Ranieri.
In Frankreich hofft er gegen das Team von Didier Deschamps nun auf einen Befreiungsschlag. Zumindest die Mannschafts-Ärzte machen ihm Mut, Abwehrstar Walter Samuel, Wesley Sneijder und Douglas Maicon kehrten zurück. Auch der schwer erkältete Stürmerstar Diego Milito ist einigermaßen fit. Der Argentinier soll in Marseille Ranieris Joker sein. Im Champions League-Finale 2010 gegen Bayern München schoss „Il Principe“ die Mailänder im Alleingang zum 2:0-Sieg.
Da der „Prinz“ noch nicht wieder ganz bei Kräften ist, wird Ranieri wohl zunächst auf eine Doppelspitze mit Giampaolo Pazzini und Diego Forlan setzen. Der Uruguayer gab sich vor der Abreise nach Südfrankreich optimistisch: „Wir werden bald schon wieder so spielen, wie in der Phase, als wir sieben Siege in Serie holten“, versprach Forlan den enttäuschten Tifosi. Seit 270 Minuten warten die Fans auf ein Inter-Tor.
Im Stade Vélodrome muss Mailand aber nicht nur seine Torflaute überwinden, sondern vor allem die löchrige Abwehr stopfen. Diese zuletzt schier unlösbare Aufgabe übernimmt Samuel. Der routinierte Argentinier hat seine Zerrung überwunden und soll in der Innenverteidigung neben Ex-Bayer Lucio für Ruhe sorgen.
Während Inter verunsichert ist, kann der französische Vizemeister die Partie selbstbewusst angehen. Olympique ist in der Liga seit drei Monaten ungeschlagen. Beim bislang letzten Aufeinandertreffen mit Inter warf Marseille die Italiener 2004 im Viertelfinale aus dem damaligen UEFA-Pokal.