Kampf um Karten für Wembley
Wie sich Fans den Weg ins Finale der Champions League bahnen wollen. Und warum sie kaum Chancen haben.
Düsseldorf. „Erleben Sie ein deutsch-deutsches Champions-League-Finale in London“, verspricht der Verkäufer beim Internet-Auktionshaus Ebay und bietet zwei Tickets für insgesamt 1000 Euro an. Da freut sich der geneigte Fußball-Fan doch über ein ausgesprochenes Schnäppchen, zählt den Countdown „3,2,1 — meins“ runter — ehe die böse Überraschung folgt. Den klein gehaltenen Zusatz „Women“ (Frauen) hat er nämlich womöglich übersehen — und darf sich nun für 500 Euro pro Person das Finale der Frauen zwischen Potsdam und Wolfsburg in London ansehen.
Das durchaus wesentlich begehrtere Champions-League-Endspiel der Männer zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern am 25. Mai in London ist tatsächlich für 500 Euro nicht mehr zu bekommen. Ein Vielfaches davon ist die Realität, trotzdem versuchen Tausende hierzulande noch alles, um ein Ticket für Wembley zu ergattern.
Die Fakten: 86 000 Zuschauer passen in das Wembley-Stadion. Allein 27 000 Karten davon gehen vertragsgemäß an die Sponsoren der Uefa (Uni Credit, Mastercard, Ford, Playstation, Gazprom, Heineken, adidas und htc) und an nationale Funktionäre in den Mitgliedsverbänden. Ein Tipp: Viele der Uefa-Sponsoren bieten auf ihren Internetseiten Gewinnspiele an, mit denen ihr Kontingent verlost wird.
9000 Tickets wurden bis zum 15. März frei über die Uefa verlost. Viele dieser Karten finden sich jetzt bei Ebay oder in der Ticketbörse „Viagogo“ zu Mondpreisen wieder (bis zu 27 000 Euro für das VIP Gold Hospitality Package). Bei „Viagogo“, umstrittener Ticket-Anbieter, aber inzwischen Partner von fünf Bundesligisten, können Fans ihre Karten zu ihren eigenen Preisvorstellungen weiterverkaufen.
Kritiker sprechen von einem „legalisierten Schwarzmarkt“, der zum Finale seine Blüten treibt: Billiger als 1867,72 Euro ist keine Karte zu bekommen, dafür garantiert der Anbieter aber, dass einzig hier der Kunde seriös und sicher versorgt werde. Wie man zu dieser Sicherheit kommt, bleibt allerdings ungewiss. Denn die Karten für das Finale sind personalisiert, vor dem Stadion soll es Stichproben geben. „Und wenn doch etwas schiefgeht, dann bekommt der Kunde sein Geld zurück”, sagte Viagogo-Unternehmenssprecher Steven Steve Roest vor Tagen „Focus online“.
Was bleibt sind jeweils 25 000 Karten für die beiden teilnehmenden Vereine bei Preisen zwischen 70 und 390 Euro. Aber: Der BVB verkauft 20 000 Karten nur an Mitglieder, Dauerkarteninhaber und Fanclubs, 3750 gehen an Sponsoren, Mitarbeiter und einen Reiseveranstalter.
Für den Rest von 1250 Karten haben sich nicht weniger als 502 567 Menschen beworben, die bis zum Wochenende über ihr Glück nach der Verlosung am Dienstag Bescheid bekommen. Der FC Bayern veräußerte ausschließlich an Vereins- und Fanclub-Mitglieder, was die geringere Nachfrage von „nur“ 250 000 Bestellungen erklärt. Rund 200 000 Mitglieder hat der Verein, dazu etwa 3000 Fanclubs.
Wahrlich: Von solchen marktsprengenden Zahlen sind die Frauen-Fußballerinnen aus Potsdam und Wolfsburg weit entfernt.