Keller hofft gegen Real Madrid „auf ein kleines Wunder“
Gelsenkirchen (dpa) - Ganz Schalke fiebert den Spielen des Jahres entgegen. Vier Tage, zwei Superlative und eine riesige Vorfreude:
Königsblau gegen die Königlichen um Weltfußballer Cristiano Ronaldo am Mittwoch in der Champions League, am Samstag dann das Liga-Topduell bei den unschlagbaren Bayern - intensiver könnten die Herausforderungen kaum sein. Alle Konzentration und alle Kräfte werden zunächst nur für den Königsklassen-Knüller gegen Ronaldo und Co. in der mit 54 500 erwartungsfrohen Fans ausverkauften Arena gebündelt.
„Wir müssen mit Mut spielen, um ein kleines Wunder vollbringen zu können“, sagte Schalke-Trainer Jens Keller am Dienstag. Er hofft gegen Real auf die Einsätze von Kapitän Benedikt Höwedes und Julian Draxler. Höwedes, der als Spezialbewacher für Ronaldo abgestellt werden könnte, war wegen eines Muskelfaserrisses drei Wochen, Draxler bis zu seinem Kurz-Comeback am Freitag gegen Mainz (0:0) wegen eines Sehnenabrisses gar zwei Monate ausgefallen. Bei beiden soll die Entscheidung, ob sie in die Startformation beordert werden, am Spieltag fallen.
Manager Horst Heldt sieht nur eine Chance, Real zu bezwingen: „Wenn wir unser Herz in die Hand nehmen.“ Schalke dürfe gegen den spanischen Weltclub nicht nur reagieren: „Wir müssen auch agieren“, ergänzte Heldt. Der ehemalige Real-Profi Klaas-Jan Huntelaar will das Wiedersehen mit seinen früheren Kollegen einfach nur genießen: „Ich hab' richtig Bock drauf.“
Keller versprach für das Hinspiel eines: „Wir werden Vollgas geben.“ Für ihn ist die Schalker Premiere gegen den neunmaligen Gewinner des Landesmeisters-Pokals „ein Highlight für den Verein, die Mannschaft und für mich. Es ist etwas Besonderes, gegen eine der besten Mannschaften der Welt zu spielen.“
Wie aber will Schalke gegen das Top-Ensemble des Italieners Carlo Ancelotti bestehen? Mit einem „Voodoo-Mann“ (Keller) nicht. Der einstige Schalke- und Real-Star Raul weiß: Schalke muss „über seine Grenzen gehen. Alle Spieler auf dem Platz müssen 120 Prozent bringen.“ Dabei warnte der 36-Jährige im Magazin „Schalker Kreisel“ seine einstigen Schalker Mitspieler speziell vor Ronaldo: „Er erlebt die stärkste Phase seiner Karriere und trifft beinahe in jedem Spiel. Seine Leistungen und seine Konstanz stechen einfach heraus.“
Auch Keller ist mehr als bewusst, dass der Schlüssel für das Weiterkommen darin liegt, Ronaldo irgendwie davon abzuhalten, seine exzellente Spielkunst und seine Torgefahr zu entwickeln. Keller: „Man kann ihn eigentlich nie ganz ausschalten; da bedarf es einer hervorragenden Mannschaftsleistung. Es funktioniert nur, wenn das ganze Team funktioniert.“ Die Null muss stehen, hofft Keller: „Das wäre natürlich wünschenswert; aber dafür müssen wir vor allem in der Defensive gut und schnell arbeiten und kompakt stehen.“
Schalke weiß, dass es, so Heldt, „krasser Außenseiter“ ist. Aber es gab schon Sternstunden in der Champions-League-Historie der Gelsenkirchener wie jenes 5:2 im Viertelfinale bei Inter Mailand (2010/2011). Diese Reminiszenz soll anspornen. Und Keller sieht den Druck des Gewinnen-Müssens nicht bei den Schalkern. Das ist sicher der Fall. Denn eines hat bei Real höchste Priorität: „La Decima“ - der zehnte europäische Meister-Coup soll es sein.
„Ich bin überzeugt davon, dass wir es diese Saison schaffen können“, sagte Real-Präsident Florentino Perez. Vieles spricht für Perez' These: Real steht zum elften Mal nacheinander unter den Top 16 und hat in der Gruppenphase mit 20 die meisten Tore erzielt - neun durch Ronaldo. Aber: Die „Königlichen“ gewannen in Deutschland nur eines von 25 Spielen und verloren 18 Mal, zuletzt 1:4 in Dortmund im Halbfinal-Hinspiel des vergangenen Jahres.