Keller hofft gegen Real Madrid „auf ein kleines Wunder“
Gelsenkirchen (dpa) - Vier Tage, zwei Superlative und eine riesige Vorfreude: Ganz Schalke fiebert den Spielen des Jahres entgegen.
Königsblau gegen die Königlichen um Weltfußballer Cristiano Ronaldo am Mittwoch in der Champions League, am Samstag dann das Bundesliga-Topduell bei den unschlagbaren Bayern - intensiver könnten die Herausforderungen kaum sein. Alle Konzentration und alle Kräfte werden indes zunächst nur für den Königsklassen-Knüller gegen Ronaldo und Co. in der mit 54 500 erwartungsfrohen Fans ausverkauften Arena gebündelt.
„Dieses Spiel ist ein Highlight für den Verein, die Mannschaft und für mich. Es ist etwas Besonderes, gegen eine der besten Mannschaften der Welt zu spielen“, kommentierte Trainer Jens Keller die Schalker Premiere gegen Real in der ersten Achtelfinalbegegnung mit dem neunmaligen Gewinner des Landesmeisterpokals. Jungprofi Max Meyer schwelgt: „Dieses Spiel ist der bisherige Höhepunkt meiner Karriere.“
Wie aber will Schalke gegen das Top-Ensemble des Italieners Carlo Ancelotti bestehen? Der einstige Schalke- und Real-Star Raul kennt die Antwort: Schalke müsse in beiden Spielen „über seine Grenzen gehen. Alle Spieler auf dem Platz müssen 120 Prozent bringen und ihr ganzes Potenzial abrufen.“ Dabei warnte der 36-Jährige im Magazin „Schalker Kreisel“ seine einstigen Schalker Mitspieler speziell vor Weltfußballer Ronaldo: „Er erlebt die stärkste Phase seiner Karriere und trifft beinahe in jedem Spiel. Seine Leistungen und seine Konstanz stechen einfach heraus.“
Auch Keller ist mehr als bewusst, dass der Schlüssel für das Weiterkommen darin liegt, Ronaldo irgendwie davon abzuhalten, seine exzellente Spielkunst und seine Torgefahr zu entwickeln. Keller: „Man kann ihn eigentlich nie ganz ausschalten; da bedarf es einer hervorragenden Mannschaftsleistung. Es funktioniert nur, wenn das ganze Team funktioniert.“ Die „Null“ muss stehen, hofft Keller: „Das wäre natürlich wünschenswert; aber dafür müssen wir vor allem in der Defensive gut und schnell arbeiten und kompakt stehen.“
Die Schalker wissen, dass sie „krasser Außenseiter“ sind, wie Manager Horst Heldt die Lage einstuft. Aber es gab ja schon Sternstunden in der Champions-League-Historie der Gelsenkirchener wie jenes 5:2 im Viertelfinale bei Inter Mailand (2010/2011). Diese herrliche Reminiszenz soll anspornen, Keller will schauen, „dass wir ein kleines Wunder vollbringen können. Der Druck wird nicht auf unserer Seite sein“, sagte er der „Welt am Sonntag“.
Das ist ganz sicher der Fall. Denn eines hat bei Real höchste Priorität: „La Decima“ - der zehnte europäische Meister-Coup soll es sein. „Ich bin überzeugt davon, dass wir es diese Saison schaffen können“, sagte Real-Präsident Florentino Perez. Der Status quo spricht klar für Perez' These: Das Ancelotti-Team hat zum elften Mal nacheinander das Achtelfinale erreicht und in der Gruppenphase mit 20 die meisten Tore erzielt - neun allein durch Ronaldo. Aber: Die „Königlichen“ gewannen in Deutschland nur eines von 25 Spielen und verloren 18 Mal, zuletzt 1:4 bei Borussia Dortmund im Halbfinal-Hinspiel des vergangenen Jahres.
Zudem macht die jüngste Schalker Bilanz Mut: Inklusive des 2:0 im letzten Gruppenspiel gegen Basel hat der UEFA-Cup-Gewinner von 1997 achtmal nacheinander nicht mehr verloren und bis zum 0:0 am Freitag gegen Mainz vier Heimpartien in Serie für sich entschieden. Da kommt Real gerade recht: „Wir freuen uns auf diese große Herausforderung. Von solchen Begegnungen träumt man schon als kleines Kind“, sagte Schalke-Talent Leon Goretzka.