„König“ Raúl und die letzte große Fiesta
Manchester (dpa) - So hat sich der König der „Königsklasse“ sein Abdanken nicht vorgestellt. Wird das erwartete Aus im Champions League-Halbfinale bei Manchester United die letzte große Fiesta von Schalke Superstar Raúl auf internationaler Bühne?
Nach drei Champions League-Triumphen mit Real Madrid hofft der Spanier bis zuletzt auf eine Sensation, aber sein 144. Auftritt in Europas Beleteage könnte sein letzter sein. „Für uns wird es sehr, sehr schwierig“, gab Raúl bereits nach der 0:2-Hinspielpleite zu. Scheidet der 33-Jährige mit den Gelsenkirchenern im „Theatre of Dreams“ von Old Trafford gegen den englischen Rekordmeister aus, wird eines der ruhmreichsten Kapitel europäischer Fußballgeschichte wohl für immer geschlossen.
143 Einsätze für Real Madrid und für Schalke, 71 Tore - das soll es nicht gewesen sein für den Rekordmann des Kontinents. Bis zuletzt träumt Raúl vom Finale am 28. Mai im Londoner Wembley-Stadion - getreu seines Credos: „Fußball ist Fußball. Da ist alles möglich.“ Das hat der Fan-Liebling in seiner illustren Karriere oft genug erlebt.
Unmittelbar nach der ersten Begegnung mit den „Red Devils“ aus dem Nordwesten Englands und der ersten Schalker Champions-League-Heimniederlage 2010/2011 hatte der in Düsseldorf lebende Raúl an seine Schalker Verehrer gedacht: „Für die Fans tut es mit leid“ - es hatte fast den Anschein, als wolle sich die Gelsenkirchener Kultfigur dafür entschuldigen, dass die Erfolgstournee quer durch Europa vor dem krönenden Abschluss ein Ende haben könnte. „Natürlich ist das enttäuschend und fühlt sich schlecht an.“
Doch auch wenn Raúl mit dem FC Schalke 04 das „Wunder von Manchester“ nicht schaffen sollte, bleibt die Nummer 7 das Phänomen, das seit 1995 ganz Europa verzückt. Immer eine Gefahr für das gegnerische Tor, nie ganz auszuschalten, immer in der Lage, die entscheidenden Treffer zu erzielen. Fünf waren es für Schalke in dieser Champions-League-Saison, jedes Tor hat er genossen.
„Das ist ein historischer Moment für alle. Für solche Momente bin ich nach Schalke gekommen“, schwärmte Raúl nach dem Einzug in Europas Fußball-Adel der besten vier Clubs, den er und sein Team mit der magischen Nacht von Mailand (5:2) und dem 2:1 gegen Inter im Rückspiel perfekt gemacht hatten. Mit geradezu kindlicher Freude hatte er da sein 71. Champions-League-Tor gefeiert, mit dem der Coup gegen den Titelverteidiger vollendet wurde.
Manchester-Schlussmann Edwin van der Sar hat allerhöchsten Respekt vor dem, was Raúl geleistet hat und noch immer zu leisten imstande ist. Er sei „ein sagenhafter Spieler“, einer, den man keine Sekunde aus dem Auge lassen dürfe - zurecht.
Mit Real Madrid traf Raúl in drei Champions-League-Partien gegen Manchester United viermal: Im Viertelfinale 1999/2000 gelang den „Königlichen“ nach dem 0:0 von Madrid in Old Trafford dank des Doppel-Torschützen Raúl noch ein 3:2. „Wir rechneten nicht damit, Manchester in England schlagen zu können. Doch dann führten wir tatsächlich 3:0 - und plötzlich stand es 2:3. Hätte das Spiel nur fünf Minuten länger gedauert, weiß ich nicht, ob wir es geschafft hätten“, sagte Raúl dem TV-Sender Sat.1. Zwei weitere Treffer erzielte er beim 3:1-Hinspielerfolg im Viertelfinale 2002/2003. Und deshalb freut er sich auf den vermeintlich unlösbaren Großauftrag gegen das Millionen-Team von Sir Alex Ferguson: „Spiele gegen United sind immer etwas ganz Besonderes“.