Königliche Torfabrik in Kurzarbeit

Madrid (dpa) - Carlo Ancelotti hat keine Zeit, sich groß mit dem FC Schalke 04 aufzuhalten. Für den Trainer von Real Madrid geht es um Grundsätzliches.

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Denn die Königlichen haben mal wieder eine ganz spezielle Krise und in der Kritik steht ausgerechnet die schillernde Sturmabteilung mit Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Karim Benzema. „Wenn wir so weitermachen, werden wir gar nichts gewinnen“, schimpfte Ancelotti nach dem jüngsten Rückschlag in der Primera Division.

Dass der Einzug des Champions-League-Siegers ins Viertelfinale nach dem 2:0-Hinspielsieg gegen Schalke noch in Gefahr geraten könnte, daran glaubt in Madrid aber trotz der schlechten Stimmung niemand. Ancelotti ging in seiner obligatorischen Pressekonferenz kaum auf den FC Schalke 04 ein, sondern befasste sich fast ausschließlich mit der Krise seines eigenen Teams. „Ich habe volles Vertrauen in unsere Stürmer“, sagte er. „Die ganze Mannschaft hat ein Formtief, nicht allein das Angriffstrio.“

Die Augen der Real-Anhänger sind ohnehin längst auf den Clásico am 22. März beim FC Barcelona gerichtet, der die Madrilenen am Wochenende von der Tabellenspitze der spanischen Liga stürzte. „Das Endspiel steht vor der Tür“, titelte das Sportblatt „Marca“. Dass die Königlichen vorher noch gegen Schalke antreten müssen, ist den spanischen Medien kaum eine Zeile wert. Die Königsblauen gelten eher als ein Aufbaugegner.

Der schmerzlich vermisste Mittelfeldspieler Luka Modric kehrt gegen Schalke nach einer fast viermonatigen Verletzungspause in den Kader zurück. „Ich werde ihn für die letzten 30 Minuten einwechseln“, kündigte Ancelotti an. Damit dürfte er das Ziel verfolgen, den Kroaten, der eine wichtige Stütze von Weltmeister Toni Kroos war, bis zum Clásico wieder in Form zu bringen. Auch Kroos‘ Nationalmannschaftskollege Sami Khedira könnte eine Chance bekommen.

Das eigentliche Problem bei Real liegt derzeit im Angriff. Dies stellte auch der Trainer nach der 0:1-Niederlage am Samstag bei Athletic Bilbao fest. Die Stürmer Bale, Benzema und Ronaldo treffen nicht mehr wie gewohnt. „BBC“, wie das Trio aufgrund seiner Initialen genannt wird, hatte in den Punktspielen vor Weihnachten im Durchschnitt 2,6 Tore erzielt. Seit Anfang 2015 reduzierte es die Produktion auf die Hälfte.

„Dieses Real ist nur noch eine Karikatur des Teams, das im vorigen Jahr 22 Pflichtspiele hintereinander gewann“, meinte die Zeitung „ABC“. Ancelotti hatte die Devise ausgegeben: „Wenn das Angriffstrio BBC in Form ist, spielt es immer.“ Nun aber fordern die Fans, der Trainer solle einen der Stürmer auf die Bank setzen und das Mittelfeld stärken, wo es Kroos häufig an Unterstützung fehlte. Am stärksten in der Kritik steht der Waliser Bale, der zuletzt weit hinter den Erwartungen zurückblieb.

Aber auch Ronaldo ist nicht mehr der, der er bis zu seiner Auszeichnung zum Weltfußballer im Januar war. „Er hatte in den vergangenen Jahren mit seinen schnellen Antritten viele Spiele aus dem Feuer gerissen, in denen Real schlecht aussah. Aber das geschieht jetzt nicht mehr“, konstatierte das Sportblatt „As“. „Von seinen letzten 51 Freistößen konnte er keinen verwandeln. Das ist wirklich merkwürdig.“