Man spricht Deutsch: BVB vor Härtetest beim FC Arsenal
London (dpa) - Sven Bender gegen Mesut Özil, Marco Reus gegen Per Mertesacker - das Duell zwischen dem FC Arsenal und Borussia Dortmund wird zum Stelldichein von DFB-Nationalspielern.
Im Champions-League-Spiel des mit deutschen Stars verstärkten Spitzenreiters der Premier League gegen den Bundesliga-Zweiten am Dienstag in London werden wohl insgesamt sechs Schützlinge von Bundestrainer Joachim Löw in der Startelf stehen.
Bei aller Brisanz ist die Partie nach Einschätzung von BVB-Trainer Jürgen Klopp jedoch kein Finale um den Gruppensieg: „Ich sehe noch keine Vorentscheidung. Nach der Partie sind immer noch drei Spiele, in denen man neun Punkte holen kann. Selbst wir könnten dann noch auf zwölf Punkte kommen.“ Dennoch sei das Gipfeltreffen der beiden Favoriten eine wichtige Station auf dem Weg ins avisierte Achtelfinale: „Das ist so eine Art Joker-Spiel. Wenn man hier etwas mitnimmt, wäre das toll. Wir wollen Morgen eines unserer besten Spiele abliefern, damit wir eine Chance haben.“
Der Wechsel von Özil aus Madrid hat den Hype um die Gunners befeuert. Obwohl der „Zauberfuß“ am vorigen Samstag beim 4:1 über Norwich als zweifacher Torschütze brillierte, war dem BVB vor dem Abflug nach London nicht bange. „Die haben gegen Norwich gespielt, nicht gegen Dortmund“, kommentierte Nuri Sahin die überschwänglichen Schlagzeilen der englischen Presse über den „Tiki-Taka-Fußball“ von Arsenal. Und auch bei Torhüter Roman Weidenfeller hielt sich der Respekt vor dem Gegner und Özil in Grenzen. „Wir wissen, wie gut er ist. Aber wir haben uns in der vorigen Saison zweimal gegen Real durchgesetzt, obwohl Özil noch in Madrid spielte.“
Selbst die Probleme mit dem Flieger und die dadurch entstandene 75-minütige Verspätung beim Abflug in die englische Hauptstadt konnte die Vorfreude nicht trüben. Die Rückkehr gesundheitlich angeschlagener Profis bei der dürftigen 1:0-Generalprobe gegen Hannover schürte beim BVB Zuversicht. „Der Motor ist jetzt wieder freigeblasen, und wir müssen nur wieder in den Champions-League-Modus umschalten“, sagte Weidenfeller nach der Partie voller Hoffnung auf eine deutliche Leistungssteigerung.
Selbst das erneute Fehlen von Trainer Jürgen Klopp an der Seitenlinie bereitet kaum Kopfzerbrechen. Der Fußball-Lehrer verzichtete auf Rechtsmittel gegen die nach seinem Wutausbruch in Neapel von der UEFA verhängte Zwei-Spiele-Sperre. Im gut 60 000 Zuschauer fassenden Emirates Stadium muss er erneut mit einem Tribünen-Platz vorlieb nehmen. Für Flügelspieler Jakub Blaszczykowski ist das kein großes Problem: „Die Situation haben wir schon einmal erlebt. Beim 3:0 über Marseille haben wir gezeigt, dass wir trotzdem gut spielen können.“
Wie schon gegen die Franzosen wird Klopp durch Zeljko Buvac vertreten. Klopp nutzte die Gelegenheit, um erneut seine hohe Wertschätzung für seinen Assistenten öffentlich zum Ausdruck zu bringen: „Ich habe volles Vertrauen in seine Arbeit. Zeljko ist der beste Trainer, den ich in meinem Leben je kennengelernt habe.“
Dem Bosnier steht ein Herkules-Akt bevor. Denn der FC Arsenal führt nicht nur die Premier League, sondern auch die Gruppe F der europäischen Königsklasse mit sechs Punkten an. Drei Zähler dahinter rangiert der BVB auf Platz zwei. Sportdirektor Michael Zorc hofft auf den ersten Auswärtssieg der Borussia seit elf Monaten auf internationaler Bühne: „Das wäre ein Riesenschritt Richtung Achtelfinale.“ Der gegen Hannover gesperrte Hummels dürfte wieder in die Startelf rücken. Zudem steht Außenverteidiger Marcel Schmelzer nach rund vierwöchiger Verletzungspause vor seinem Comeback.
Bereits vor zwei Jahren scheiterte der BVB in der Champions League am FC Arsenal. Und die seit zwölf Spielen ungeschlagene Mannschaft von Trainer Arsene Wenger scheint auch ohne den Verletzten Lukas Podolski noch stärker zu sein als 2011. Es spricht für den gewachsenen Stellenwert, dass der großartige Treffer von Jack Wilshere gegen Norwich im Internet zum Renner wurde. Das „Selbstvertrauen reicht nun bis in den Himmel“, titelte der „Mirror“.
Ein weiterer Sieg könnte dazu beitragen, dass Routinier Wenger seinen 64. Geburtstag am Dienstag genießen kann. Verteidiger Mertesacker erwartet ein Duell auf Augenhöhe. „Das wird für uns ein erster richtiger Gradmesser in der Champions League“, sagte er dem TV-Sender „Sky“. Und Özil stellte im „Kicker“ fest: „Ich habe in den Spielen gegen deutsche Mannschaften fast immer ein Tor gemacht oder eins vorbereitet, das gibt mir ein gutes Gefühl. Außerdem spielen wir zuerst hier in London, das ist ein Vorteil.“