Manchester im Jammertal: Aus für United und City
London (dpa) - In der Liga top, in Europa ein Flop: Nach einer schwarzen Nacht für die Spitzenclubs City und United versank Englands Fußball-Hochburg Manchester im Tal der Tränen.
„United hat das bekommen, was es verdient hat: Die Europa League“, rechnete die Zeitung „The Independent“ nach der blamablen 1:2-Niederlage beim krassen Außenseiter FC Basel schonungslos mit dem zweimaligen Königsklassen-Sieger ab. Das Team von Sir Alex Ferguson scheiterte zum dritten Mal nach 1994 und 2005 in der Gruppenphase und muss nun ebenso wie der neureiche Nachbar in einem weitaus weniger lukrativen Wettbewerb Schadensbegrenzung betreiben.
Von einem „Black Wednesday“ sprach die BBC. In Basel sorgten die ehemaligen Bundesligaprofis Marco Streller und Alexander Frei für den Absturz der „Red Devils“, und auch für City spielte ein Schweizer Schicksal. Mit seinem Tor beim 2:0-Sieg in Villarreal machte Neapel-Profi Gökhan Inler das 2:0 von Englands Tabellenführer gegen Bayern München wertlos und schickte die mit 100 Millionen Euro aufgerüstete Truppe von Roberto Mancini in die Europa League. „Das Profil der Premier League ist nach unten korrigiert worden“, stellte der „Guardian“ nach dem Doppel-K.o. der beiden Vorzeigeclubs ernüchtert fest.
„Es ist eine Katastrophe. Es ist peinlich, in der Europa League spielen zu müssen“, schimpfte United-Abwehrspieler Patrice Evra, „aber wir haben in der Champions League von Anfang an schlecht gespielt.“ Lediglich zwei Siege gegen den abgeschlagenen rumänischen Neuling FC Otelul Galati und drei Unentschieden gegen Basel und Benfica Lissabon standen am Ende für das große United zu Buche. Nach dem „traurigen Abend für Manchester“ (BBC Sport) sparten britische Medien nicht mit ihrem Spott für die beiden gescheiterten Großclubs. „City und United sind bereit für die Donnerstagsspiele auf Channel 5“, witzelte die „Daily Mail“ mit Blick auf die auch auf der Insel wenig populäre „Zweite Liga“ Europas.
Das Massenblatt „The Sun“ übte nach dem peinlichen Aus heftige Kritik am 69-jährigen Trainerveteran Ferguson: „Die Frage ist, ob Ferguson noch stark genug ist, um Uniteds Probleme zu lösen.“ Diese liegen für Experten vor allem in dem zu Saisonbeginn eingeleiteten Generationswechsel beim englischen Rekordmeister: „Uniteds bester Spieler war Ryan Giggs mit 38 Jahren - das sagt alles“, kritisierte der frühere United-Kapitän Roy Keane bei ITV.
Beim Lokalrivalen City war die Zuversicht ohnehin nicht mehr allzu groß gewesen - die Mutmacher-Plakate im Etihad Stadium waren klein und unscheinbar. Nur noch wenige Fans hatten vor dem abschließenden Duell gegen die Bayern mit Schützenhilfe der bereits gescheiterten Spanier aus Villarreal gerechnet. „Das Leben geht weiter, aber mir tut es leid für den Verein und die Fans, die die Champions League verdient gehabt hätten“, sagte Mancini kleinlaut.
Kritiker wie der frühere deutsche Arsenal-Profi Jens Lehmann sehen den Club dagegen zu Recht im europäischen Fußball-Unterhaus: „Die Champions League kommt gut ohne Manchester City aus, weil sie einen total langweiligen Fußball spielen“, ätzte Lehmann im TV-Sender Sky Sport.