Marseille will Giganten ManU stürzen
Marseille (dpa) - Frankreichs Fußball-Meister Olympique Marseille probt in der Champions League den Aufstand gegen den Giganten Manchester United.
„Wir haben nichts zu verlieren und wollen eine Heldentat vollbringen“, tönte der französische Nationalstürmer Matthieu Valbuena vor dem Achtelfinal-Hinspiel-Duell gegen die Engländer im Stade Vélodrome, das mit gut 60 000 Zuschauern wohl bis auf den letzten Platz ausverkauft sein wird.
Marseille will erstmals nach dem Champions-Titel 1993 wieder ins Viertelfinale der europäischen Königsklasse einziehen. In der Kabine sei zu spüren, wie „heiß“ die OM-Profis seien, verriet Valbuena im Interview mit dem Sportblatt „L'Équipe“. Der 26-Jährige hat seine Verletzung am Innenband des linken Knies nach einem Monat überstanden und ist erstmals wieder einsatzfähig.
Marseille-Trainer Didier Deschamps führte bereits den AS Monaco 2004 ins Champions-Endspiel und hofft nun auf eine Wiederholung des Kuntsstücks. Sein Rezept gegen ManU: „Wir müssen in der Defensive ungeheuer gut stehen und gleichzeitig ihr Angriffspotenzial in Form von (Wayne) Rooney, (Dimitar) Berbatov, (Ryan) Giggs, Nani und Park (Ji-Sung) in Schach halten“, so der 42-jährige Weltmeister von 1998, der als einer der besten Trainer-Talente der „Grande Nation“ gilt.
Vor Rooney warnt auch Marseilles Abwehrmann Gabriel Heinze (32), der zwischen 2004 und 2007 für die „roten Teufel“ aus Manchester im legendären Old Trafford spielte: „Der Rooney ist zur Zeit einfach der beste Stürmer der Welt“, sagte der Argentinier nach dem 2:1-Sieg des Ligue-Tabellendritten am Samstag gegen AS Saint-Etienne. Nach miesem Start mit zwei Niederlagen gelangen Marseille in der Champions League vier Siege mit 12:0 Toren, auch der FC Chelsea wurde bezwungen.
Auf einen „heißen Tanz“ bereitet sich unterdessen auch Manchester Trainer Sir Alex Ferguson, der bei der Generalprobe im FC Cup ein B-Team einsetzte und beim 1:0 gegen Fünftligist Crawley Town nur knapp an einer Blamage vorbeischrammte. „Marseille, das ist eine wahre Kriegermannschaft. Vor allem physisch wird das sehr hart“, sagte der legendäre Coach gegenüber „L'Équipe“. Im Stade Vélodrome herrsche ein „einzigartiges Ambiente“. „Die Fans sind fantastisch, die können ihre Mannschaft steuern“, weiß Ferguson.
Während bei OM nur Stürmer André-Pierre Gignac und der langzeitverletzte Cesar Azpilicueta fehlen, wird der Premier-League-Leader von Verletzungssorgen geplagt. Wie am Dienstag bekannt wurde, muss der englische Rekordmeister auf die verletzten Rio Ferdinand und Anderson verzichten. Ganz überraschend saß in der Maschine nach Marseille auch Ryan Giggs nicht. Michael Owen, Jonny Evans, Park und Antonio Valencia stehen seit längerem auf der Verletztenliste.
„Aber auch so machen die Angst. Vor allem finanziell sind wir im Vergleich Zwerge“, meint Marseilles Sportdirektor José Anigo. Höchste Alarmstufe herrscht nicht nur bei Olympique, sondern auch bei der französischen Polizei. 600 Polizeibeamte sollen die rund 2000 bis 3000 in Marseille erwarteten ManU-Anhänger in Zaum halten.