„MSN“-Traumsturm soll's richten - „Die besten der Welt“
Barcelona (dpa) - Die Diskussion ist in Spanien längst im Gange. Hat es jemals eine bessere Offensivreihe als die des FC Barcelona mit den Stars Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar gegeben?
Wohl kaum, sagt Genius Messi vor dem Champions-League-Finale gegen Juventus Turin am Samstag in Berlin selbst: „Ich habe mit großartigen Stürmern zusammengespielt. Ich konnte eine tolle Partnerschaft mit Ronaldinho genießen. Da waren auch noch Samuel Eto'o, Thierry Henry, Pedro, David Villa oder Alexis. Es ist aber schwer, eine Aufstellung zusammen mit Neymar und Suárez zu übertreffen.“
Die nackten Zahlen geben dem viermaligen Weltfußballer Recht. Schier unglaubliche 120 Tore haben die „Magischen Drei“ - oder auch kurz „MSN“ genannt - in dieser Saison gemeinsam erzielt. Damit ist der Rekord des Real-Madrid-Trios Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Gonzalo Higuain (118) aus der Saison 2011/12 längst übertroffen. Die jüngste Kostprobe lieferte das Trio am Samstag im Pokalfinale gegen Athletic Bilbao ab. Zweimal Messi, einmal Neymar, am Ende hieß es 3:1 für Barça und der zweite Titel nach dem Gewinn der Meisterschaft war perfekt.
Schon der FC Bayern München hatte im Halbfinale die ganze Wucht der „Maschinen“ („El Mundo Deportivo“) zu spüren bekommen. Alle fünf Tore gingen auf das Konto der Südamerika-Connection. In 20 der vergangenen 22 Pflichtspiele der Katalanen erzielte mindestens einer der drei Stars einen Treffer. Vor dem „Finale furioso“ steht Messi bei 58 Toren, Neymar bei 38 und Suárez bei 24.
Gegner Juventus liefert quasi das Kontrastprogramm in der Offensive, wo viel auf den nur selten angepassten Argentinier Carlos Tevez ausgerichtet ist. Dazu soll auch der von Real Madrid so glänzend eingeschlagene Spanier Alvaro Morata für Tore sorgen.
Im Blickpunkt steht aber „MSN“. Nur wenn die Italiener das Trio in den Griff bekommen, haben sie wohl eine realistische Chance. „Mann gegen Mann sind sie nicht zu stoppen, wir können es nur als Team schaffen“, sagt Juve-Verteidiger Giorgio Chiellini, für den es wohl zum Wiedersehen der besonderen Art mit Suárez kommt. Bei der WM in Brasilien hatte der Uruguayer dem Italiener noch in die Schulter gebissen und sich dafür eine viermonatige Sperre eingehandelt. So konnte Suárez erst Ende Oktober 2014 sein Debüt im Barcelona-Trikot nach dem Wechsel für 80 Millionen Euro vom FC Liverpool geben.
In Spanien hat der 28-Jährige bisher einen einwandfreien Eindruck hinterlassen. Keine Eskapaden auf und neben dem Platz, stattdessen präsentiert sich Suárez als mannschaftsdienlicher Spieler. Das gilt inzwischen auch immer mehr für Neymar. Extravaganz zelebriert der Brasilianer mit seinen ständig wechselnden Frisuren nur noch in seiner Freizeit. Auf dem Spielfeld harmonieren Neymar und Messi wie auch privat perfekt zusammen. „Leo ist mein bester Freund“, sagt Neymar, was angesichts der Rivalität der beiden Länder keine Selbstverständlichkeit ist.
Die Teamkollegen sind jedenfalls begeistert. „Es ist ein Segen hinter diesen drei Stürmern zu spielen. Sie sind die besten der Welt“, lobt Andres Iniesta. Und für Verteidiger Gerard Piqué ist es ein „Genuss“ mit diesen „außergewöhnlichen Spielern“ auf dem Platz zu stehen.
Mit dem Trio hat sich auch die Spielweise der Katalanen verändert. Das einst von Pep Guardiola auf Ballbesitz getrimmte Spiel ist geradliniger geworden. Barcelona sucht inzwischen schneller den Torabschluss. Dazu scheint auch inzwischen das Klima innerhalb des Teams hervorragend zu sein. „Im vergangenen Jahr gab es interne Hindernisse und Steuerprobleme. Das hatte seine Auswirkungen“, sagte Barça-Clublegende Johan Cruyff.
So toll Messi, Suárez und Neymar auch harmonieren, Ex-DFB-Kapitän Michael Ballack sieht in ihnen auch eine Chance für Turin. „Ihre größte Stärke ist auch eine Schwäche. Die drei Stürmer sind alle Superstars und manchmal auch ein wenig Divas. Sie mögen es alle nicht zu verteidigen“, sagte Ballack dem „Guardian“. Geht der Titel tatsächlich an Juve, würde die Debatte um „MSN“ neu befeuert.