Nach Lehrstunde: Schalke schwört sich auf Derby ein
Gelsenkirchen (dpa) - Die Lehrstunde gegen das Starensemble von José Mourinho soll beim FC Schalke 04 die Sinne schärfen für das Revierderby gegen Borussia Dortmund.
„Der BVB hat ähnliche Qualitäten wie der FC Chelsea“, mahnte Julian Draxler nach der 0:3-Niederlage gegen die Engländer am Dienstag in der Champions League. Alle Gelsenkirchener Protagonisten sind sich einig darüber, dass die Niederlage gegen die clever agierenden Londoner zu hoch ausfiel.
„Das Ergebnis spiegelt nicht den Spielverlauf wider“, meinte Trainer Jens Keller. „Aber man hat die Qualität von Chelsea gesehen. Sie haben unsere individuellen Fehler eiskalt bestraft.“ Den großen Unterschied zwischen dem Europa-League-Sieger 2013 und dem verletzungsgeplagten Fünften der Fußball-Bundesliga machte in der Tat vor allem die Cleverness und Erfahrung aus.
„Chelsea ist mit ausgebufften Profis besetzt. Wir haben eine noch sehr junge Mannschaft“, stellte Horst Heldt enttäuscht fest. Am Boden zerstört war der Manager aber keineswegs, zumal sich die Konstellation in der Gruppe E nicht wesentlich zu Ungunsten der Schalker verschoben hat.
Zwar musste die Revierelf die Tabellenführung nach dem 3. Spieltag Chelsea (6 Punkte) überlassen, hat als punktgleicher Zweiter dank des 1:1 zwischen Steaua Bukarest (1) und dem FC Basel (4) aber noch alle Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale. „Die Ausgangslage ist nach wie vor gut“, meinte Keller. „Chelsea war ohnehin Favorit auf den Gruppensieg. Wir spielen mit den anderen um Platz zwei.“
Für Startrainer Mourinho, dem im siebten Anlauf der erste Sieg im Europacup bei einem Bundesligisten gelang, war es ein Abend nach Maß. Nach der frühen Führung von Fernando Torres (5. Minute) geriet seine Elf nur etwa 15 Minuten lang vor der Pause in Bedrängnis. „Da war Schalke sehr dominant“, räumte der Portugiese ein. „Aber unsere Abwehr und unser Torhüter haben uns sehr viel Stabilität gegeben.“ Mit dem zweiten Treffer von Torres (69.) nach einem Ballverlust des jungen Max Meyer war die Partie dann praktisch entschieden, das 3:0 durch Eden Hazard (87.) nur noch Zugabe.
Die Schalker verstehen die Pleite als das, was sie war: als Lehrstunde. „In Sachen Cleverness können wir uns von Chelsea einiges abschauen. Der Gegner war einfach abgeklärter“, befand der 18 Jahre alte Meyer. „Spielerisch war es eigentlich gar nicht so schlecht, was wir gezeigt haben.“ Verwundert waren die Zuschauer nur, dass Keller den von einer Kniereizung genesenen Kevin-Prince Boateng wie beim 3:3 in Hoffenheim als Sturmspitze aufbot und stattdessen Adam Szalai auf der Bank ließ.
Der Trainer wollte Boateng den mutmaßlich laufintensiveren Part im Mittelfeld wegen dessen Trainingsrückstand ersparen. „Kevin hat kaum trainiert und schon in der Halbzeit gesagt, dass er platt ist“, so Keller. Das misslungene Experiment dürfte er im Bundesliga-Kracher gegen den BVB, der nach dem 2:1 beim FC Arsenal am Samstag mit stolzgeschwellter Brust auf Schalke antreten wird, kaum wiederholen.
Vor dem 143. Revierderby machen sich die Schalker Mut mit der Statistik. In der Vorsaison konnte Königsblau beide Duelle mit dem schwarz-gelben Rivalen 2:1 gewinnen. Und nüchtern betrachtet sind Schalkes Resultate zuletzt nicht schlecht, obwohl das Team fast nie glänzte. Immerhin: Von den zurückliegenden elf Pflichtspielen verloren die Knappen nur zwei: 0:4 gegen Bayern München und eben nun 0:3 gegen Chelsea. Beides waren Niederlagen gegen Teams, die schlicht viel mehr Qualitäten und Möglichkeiten haben.
Deshalb stellte Torhüter Timo Hildebrand nicht zu Unrecht fest: „Uns braucht jetzt niemand aufzurichten.“ Gegen Dortmund, das ist allen klar, ist jedoch eine Leistungsexplosion nötig: „Wir spielen zu Hause, haben unsere Fans im Rücken“, sagte Dennis Aogo, der die Chancen als „ausgeglichen“ betrachtet. Meyer meint: „Wir müssen vor dem Tor konsequenter agieren. Dann bin ich guter Dinge, dass es gegen den BVB anders aussehen kann.“