Lahms Versetzung Glücksfall für Rafinha - Ziel Heim-WM
München (dpa) - Als sich unverhofft die Chance bot, griff Rafinha entschlossen zu. Und das gefiel Pep Guardiola unglaublich gut.
„Ich werde nicht vergessen, als er das erste Mal eingewechselt wurde für ein paar Minuten. Da hat er gespielt, als wären es für ihn die wichtigsten Minuten seines Lebens. Das hat mir sehr imponiert“, berichtete der Trainer des FC Bayern München, als er jüngst seine Wertschätzung für den kleinen Brasilianer zum Ausdruck brachte.
Der erste gute Eindruck von Rafinha bei den Kurzeinsätzen zum Start der Fußball-Bundesliga gegen Mönchengladbach (3:1) und in Frankfurt (1:0) hatte Guardiola wohl auch im Hinterkopf, als er Kapitän Philipp Lahm kurz darauf aus der Not geboren ins defensive Mittelfeld versetzte. Denn Guardiola vertraute dem 28 Jahre alten Rafinha im Gegenzug die rechte Abwehrseite an. „Es war gut für mich, dass einige Mittelfeldspieler verletzt waren und Philipp ins Mittelfeld verschoben wurde“, bestätigte Profiteur Rafinha vor dem Champions-League-Spiel am Mittwochabend gegen Viktoria Pilsen.
Unter Guardiola ist der 1,72 Meter große Außenverteidiger vom frustrierten Bankdrücker zum glücklichen Vielspieler aufgestiegen, der plötzlich sogar von einer Teilnahme an der WM 2014 in seinem Heimatland träumen darf. „Wenn ich oft bei Bayern München spiele, ist die Chance groß, auch wieder zur Nationalmannschaft zurückzukommen.“ Am 26. März 2008 hat der Ex-Schalker sein bislang einziges Länderspiel bestritten. Beim 1:0 des Rekordweltmeisters im Freundschaftsspiel gegen Schweden in London wurde er eingewechselt.
Damals hieß der Trainer der Seleção noch Dunga. Inzwischen ist es Luiz Felipe Scolari, der auch Rafinhas Teamkollegen Dante in der vergangenen Saison nach konstant guten Leistungen im Bayern-Trikot erstmals überhaupt in die Landesauswahl berufen hatte. „Wenn der Trainer mich nominiert, bin ich bereit“, äußerte Rafinha entschlossen: „Meine Hoffnung ist immer groß. Denn natürlich will jeder brasilianische Spieler bei der WM dabei sein.“
Voraussetzung ist, „dass ich weiter so spiele“, weiß Rafinha. „Ich denke, der Nationaltrainer schaut unsere Spiele. Ich muss spielen und gute Arbeit leisten.“ Er konzentriere sich auf Bayern.
Beim Champions-League-Sieger hat er seine Position im Vergleich zum Saisonbeginn und erst recht im Vergleich zur letzten Spielzeit unter Ex-Trainer Jupp Heynckes, als er wegen seiner wenigen Einsätze oft „sauer“ gewesen sei, deutlich verbessert. In der vergangenen Triple-Saison zählte er bei nur acht Pflichtspielen zur Startelf. Die Zahl hatte er schon vor dem Pilsen-Spiel mit zehn Einsätzen in der Startformation übertroffen. „Es läuft gut“, erklärte Rafinha.
Guardiola kündigte zwar an, dass Lahm „normalerweise in seine alte Position zurückkehren wird“, wenn verletzte Mittelfeldspieler wie Javi Martínez oder Thiago wieder fit sind. Aber Rafinha wird wohl nicht wieder in der Versenkung verschwinden. „Ich brauche den ganzen Kader“, betonte Guardiola erst am Dienstag wieder.
Lahm werde nach der Rückversetzung „kämpfen mit Rafinha“, kündigte der Coach sogar an, auch wenn selbst Rafinha weiß, wer die Nummer eins rechts hinten war und ist: „Philipp ist schon lange rechter Verteidiger von Bayern München. Er hat eine Top-Saison gespielt letztes Jahr.“ Er werde versuchen, weiterhin im Training und im Spiel alles zu geben, so Rafinha: „Wenn der Trainer mich braucht, bin ich bereit.“
Im Verein wird seine positive Entwicklung unter Guardiola wohlwollend registriert. Rafinha wird geschätzt als Fußballer und feiner Bursche. Sein Dreijahresvertrag läuft am Saisonende aus, eine Weiterbeschäftigung ist nicht ausgeschlossen.