Nach Rassismus-Attacke: UEFA ermittelt intern
Nyon (dpa) - Nach den Ermittlungen gegen ZSKA Moskau wegen rassistischer Fan-Attacken gegen Yaya Touré hat die Europäische Fußball-Union UEFA auch eine interne Untersuchung gestartet.
Auf Verlangen von Verbandspräsident Michel Platini solle geprüft werden, warum der Schiedsrichter bei der Champions-League-Partie des russischen Clubs gegen Manchester City nicht das übliche Protokoll mit einem Matchabbruch als strengste Konsequenz genutzt habe. Das teilte die UEFA mit.
Der ivorische Mittelfeldspieler Touré hatte sich während der Partie bei dem Unparteiischen Ovidiu Hategan über Affenlaute und Beschimpfungen aus dem Publikum beschwert. Der Rumäne nahm die Vorfälle in seinen Spielbericht auf, der an die UEFA- Disziplinarkommission geht, war aber ansonsten nicht weiter eingeschritten.
Das UEFA-Protokoll sieht folgende Maßnahmen bei rassistischen Ausschreitungen vor: Zunächst kann der Referee das Spiel unterbrechen und eine Stadiondurchsage anordnen. Sollten die Beleidigungen anhalten, hat der Referee die Möglichkeit, die Mannschaften für einen gewissen Zeitraum in die Kabinen zu schicken und danach die Partie abzubrechen. Der Kontroll- und Disziplinarausschuss soll sich am 30. Oktober mit der Angelegenheit befassen.
Unterdessen brachte Touré einen möglichen Verzicht afrikanischer Nationalspieler auf die WM 2018 in Russland ins Spiel. „Wenn wir uns bei der WM nicht sicher fühlen, kommen wir nicht nach Russland“, wurde er von mehreren Medien zitiert.
Anti-Rassismus-Projekte und Spielerorganisationen stärkten Touré den Rücken. Geschäftsführer Piara Powar vom Netzwerk Fußball gegen Rassismus in Europa (FARE) erklärte, der ManCity-Profi habe mit seiner Warnung vor einem WM-Boykott „absolut recht“. Man könne afrikanischen Spielern in diesem Fall keinen Vorwurf machen. „Spieler sind die einflussreichste Kraft im Fußball, und wenn alle Spieler sagen, sie würden nicht kommen, dann gäbe es keine WM“, sagte Powar.
ZSKA wies die Vorwürfe als unbegründet zurück. Die russischen WM-Organisatoren betonten in einer Mitteilung, dass es keinen Platz für Rassismus und Beleidigungen im Fußball gebe. Als Kronzeugen führte der Club Tourés Landsmann Seydou Doumbi an. „Ich habe von den ZSKA-Fans nie etwas dergleichen gehört. Ja, sie unterstützen ihr Team immer mit Lärm und versuchen, einen maximalen Druck auf den Gegner aufzubauen. Aber rassistische Rufe erlauben sie sich niemals“, war in einer Erklärung Doumbias auf der Internetseite des Vereins zu lesen. Sein Fazit: „Mein Nationalmannschaftskollege übertreibt hier wohl.“
Auf seiner Facebookseite betonte Doumbia allerdings, dass er mit keinem Journalisten gesprochen habe und keines der Zitate, die in der Presse zu lesen seien, von ihm stammen würden. Ob dies auch für die von seinem Club verbreiteten Sätze gilt, blieb zunächst unklar.