Notnagel Berbatow: Nur bei B-Spielen erste Wahl
Manchester (dpa) - Dimitar Berbatow, mit 21 Treffern bester Torschütze der Premier League, wird im „Old Trafford“ spielen. Und das ist, obwohl es zunächst paradox klingt, eine gute Nachricht für Schalke 04.
Der ehemalige Stürmer von Bayer-Leverkusen darf im Champions-League-Rückspiel gegen Ralf Rangnicks Team nämlich nur antreten, weil ManUtd-Trainer Alex Ferguson seiner besten Elf eine Pause gönnt und mehrere Reservisten einsetzt.
„Sir“ Alex, 69, ist sich seiner Sache gegen den Fußball-Bundesligisten nach dem 2:0-Erfolg im Hinspiel so sicher, dass er vor dem wichtigen Titelgipfel am kommenden Sonntag gegen Verfolger Chelsea seiner zweiten Reihe um Paul Scholes und Michael Owen eine Chance gibt. Dazu gehört auch Berbatow.
Der 30-Jährige kommt auch in seiner dritten Saison bei den „Red Devils“ nicht über den Rang des Ergänzungsspielers hinaus. In den wirklich wichtigen Partien muss der für seine elegante, aber etwas langsame Spielweise mitunter als „Flaneur von Blagoewgrad“ („The Times“) belächelte Angreifer wie in den Spielzeiten zuvor regelmäßig zuschauen, weil ihm Ferguson nicht vollständig vertraut.
Auch die United-Fans sind nie ganz mit ihm warm geworden. Sie sehen ihre Helden lieber schwitzen. „Vieles, was ich mache, sieht mühelos aus, ist aber in Wahrheit sehr schwer“, hat Berbatow versucht, ihnen zu erklären.
Bezeichnend für seinen Status als Fremdkörper im Team des englischen Tabellenführers ist, dass Berbatow vor einem Jahr selbst im Champions-League-Viertelfinal-Rückspiel gegen Bayern München auf der Bank saß, obwohl der am Knöchel verletzte Wayne Rooney kaum geradeaus laufen konnte. „Berbatow bremst Uniteds Spiel und ermöglicht es den Gegnern, weit weg vom eigenen Tor zu verteidigen“, hat der „Daily Telegraph“ erkannt, „das macht den Platz eng“.
Gegen den pfeilschnellen Javier Hernández müssen die Verteidiger tiefer stehen, das schafft Räume. Seit dem Jahreswechsel ist der 22 Jahre alte Mexikaner vor der hängenden Spitze Wayne Rooney erste Wahl. Berbatow, der teuerste Spieler im Kader - United zahlte 2008 36 Millionen Euro Ablöse an Tottenham Hotspur - kommt derzeit nur zum Zug, wenn Ferguson gegen schwächere Mannschaften radikal rotiert.
Dabei hatte diese Spielzeit so gut angefangen. Berbatow gelangen in den ersten fünf Ligaspielen sechs Treffer, darunter ein Hattrick gegen Liverpool. Doch dann fielen die Tore zunehmend seltener. Seine restlichen 15 Treffer erzielte er in sieben Partien, allesamt gegen Abstiegskandidaten.
In der Champions League blieb er dagegen ohne Erfolg. Bei Ferguson hat sich anscheinend endgültig die Einsicht durchgesetzt, dass „Berba“, wie sie ihn in der Kabine rufen, eher ein Mann für die kleineren Aufgaben ist, für ein fein herausgespieltes Tor zum 4:0 gegen Blackburn zum Beispiel.
Ob sein 2012 auslaufender Vertrag verlängert wird, ist derzeit unklar. Bei Berbatows letzter Bewährungschance, der 0:1-Niederlage gegen Manchester City im FA-Pokalhalbfinale, konnte er zwei klare Torgelegenheiten nicht nützen; das von Ferguson arg durcheinander gewirbelte Team erholte sich davon nicht mehr. Schalke muss hoffen, dass sich die Geschichte wiederholt.