Rauchzeichen im Camp Nou - Barça feiert „Wiedergeburt“

Barcelona (dpa) - Blauroter Rauch im Camp-Nou-Stadion: Der FC Barcelona feierte nicht die Wahl eines Papstes, sondern das Comeback des Fußball-Messias.

„Ein kolossales Barça und ein göttlicher Messi versetzen das Camp-Nou-Stadion in Ekstase“, fand „El Mundo Deportivo“ nach der historischen Champions-League-Gala der Katalanen, die im Achtelfinal-Rückspiel nicht nur den AC Mailand 4:0 aus dem Stadion prügelten, sondern auch sämtliche Kritiker jäh verstummen ließen. Angeführt von Weltfußballer Lionel Messi, zuletzt noch frustriert, kraft- und lustlos, spielte sich das Starensemble endlich wieder in einen Rausch. „Barça ist zurück“, konstatierte das Fachblatt „Marca“.

Wie hatte die Fußball-Welt doch an Messi, Xavi und Iniesta zu zweifeln begonnen, die Erfolgsära des in aller Welt bewunderten Barça-Kurzpassspiels fast schon für beendet erklärt. „Der Zyklus geht weiter“, titelte die spanische Zeitung „Sport“ am Mittwoch. „Messis Herrschaft kennt kein Ende.“ Alle huldigten den Fußball-Königen: Auch der siebenmalige Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher stieg nach der Partie von der Tribüne in die Kabine hinunter und gratulierte.

Dabei hatte es nach Barças 0:2-Schlappe im Hinspiel ausgesehen, als müsste sich das Messi-Team aus der Elite-Klasse verabschieden. Die Blauroten hatten kein Mittel gegen den Mailänder Abwehrriegel gefunden und in 90 Minuten nur einmal auf das Tor geschossen. Zudem war in der K.o.-Phase der Champions League noch nie einem Team nach einem 0:2 im Hinspiel das Weiterkommen gelungen. Zwei enttäuschende Clásicos gegen Real Madrid schienen die Krise zu bestätigen. Selbst Rekordschütze Messi schlich mit gesenktem Haupt über den Platz.

Am Dienstagabend dann die „remontada“ (Comeback): Schon vor der Pause ließ sich Messi nach seinem Doppelpack (5./40. Minute) mit ausgebreiteten Armen und laut brüllend von den 90 000 verzückten Fans feiern. Ganz nebenbei brach er seinen Italien-Fluch: Bis dahin hatte der Argentinier gegen italienische Clubs nur per Elfmeter getroffen - seine Champions-League-Tore 57 und 58 brachen im Camp Nou den Bann. Nach dem Seitenwechsel legte David Villa (55.) ebenso emotional nach, ehe Jordi Alba (90.+2) den Endstand besorgte.

„Das war zu viel Messi für Milan“, meinte der italienische „Corriere dello Sport“. Mailands Trainer Massimiliano Allegri räumte ein: „Wir sind gegen die beste Mannschaft der Welt ausgeschieden.“ Barça-Coach Tito Vilanova hatte überraschend Villa in die Startelf berufen. Von New York aus, wo er sich einer Krebsbehandlung unterzieht, gab er seinem Assistenten Jordi Roura die Anweisung, den Rekordschützen der Nationalelf ins Angriffszentrum zu beordern.

Messi, zuletzt meistens als verkappter Mittelstürmer im Einsatz, rückte in die zweite Reihe zurück und half zuweilen sogar in der Abwehr aus. Der Argentinier fand - anders als im Hinspiel - mehr Freiräume, weil Villa die Abwehrrecken der Mailänder band. „In der Rolle eines echten 10ers erledigte Messi eine der stärksten Abwehrketten des Weltfußballs“, schwärmte die Zeitung „El País“. Barças Sportdirektor Andoni Zubizarreta ergänzte: „Das war einer der Abende, von dem man später einmal sagen kann: Ich bin dabei gewesen.“

Allerdings hatten die Katalanen in einer Szene Glück gehabt. Unmittelbar vor Messis Treffer zum 2:0 unterlief Barça-Verteidiger Javier Mascherano ein Schnitzer, Mailands Angreifer M'Baye Niang kam frei zum Schuss, traf aber nur den Pfosten.

Messi & Co konnten sich jedoch auf ein ungeschriebenes Gesetz verlassen: Immer wenn im Vatikan eine Papstwahl stattfindet, gewinnt der FC Barcelona seine Spiele mit 4:0. Das war schon im Jahr 1958 so, als Barça das legendäre Real-Team um Alfredo di Stéfano abfertigte, und es wiederholte sich 1978 bei einem 4:0-Erfolg über Las Palmas. „Wenn ein Papst gewählt wird, hält der FC Barcelona seine eigenen Konklaven ab“, witzelte die Zeitung „La Vanguardia“.