Tor und Liebesschwur: Altintop „immer noch Schalker“

Gelsenkirchen (dpa) - Als sein fulminanter Schuss aus 29 Metern vom Innenpfosten zum 1:1 ins Tor prallte, gab es für Hamit Altintop kein Halten mehr. Wie ein Derwisch raste er in die Fankurve von Galatasaray Istanbul, zeigte das Vereinsemblem auf seinem Trikot und jubelte ausgelassen.

Durfte er das? „Ich hoffe, dass nimmt mir bei den Blauen keiner übel, weil ich sie mag“, sagte Hamit Altintop nach dem 3:2 (2:1) des türkischen Meisters und dem Aus des FC Schalke in der Fußball-Champions League. „Ich bin immer noch Schalker, auch wenn mir das keiner glauben will.“

Der 30-jährige hat nicht nur seine Profi-Karriere bei den „Königsblauen“ begonnen und bei ihnen vier Jahre gespielt, sondern ist in Gelsenkirchen geboren. „Nun bin ich in einem anderen Verein. Die Fans von Galatasaray haben meinen Jubel und meine Leidenschaft verdient“, meinte er.

Die ausgelassene Freude des vielseitigen Mittelfeldspielers im Wohnzimmer seiner alten Liebe hatte jedoch noch einen anderen Grund. Das Tor war für Hamit Altintop ein Befreiungsschlag. Der Einschuss in der 37. Minute ist nämlich erst der erste des Deutsch-Türken für den Club vom Bosporus im 34. Pflichtspiel gewesen. „Ich hatte in letzter Zeit einige Pfosten- und Lattenschüsse - am vergangenen Wochenende noch zwei. Da ist man dann geladen.“

Ebenso erleichtert zeigte sich Cheftrainer Fatih Terim, dass bei dem zuletzt als Pechvogel verhöhnten Altintop der Knoten geplatzt ist. „Für Hamit habe ich mich sehr gefreut. Schließlich hat er bis zu zehnmal an Pfosten und Latte geschossen“, sagte er und fügte süffisant hinzu: „Jetzt hat er endlich das Tor - mit einem Schuss an den Pfosten - gemacht.“

Für Hamit Altintop war die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte trotz aller Professionalität kein leichter Gang. „Auf der einen Seite habe ich mit gefreut, andererseits musste ich auch die eine oder andere Emotion unterdrücken“, gab er zu. „Ich bin froh, dass wir weitergekommen sind und muss den Schalkern für zwei hervorragende Spiele gratulieren.“ Am Ende hätte Galatasaray etwas Glück gehabt: „Doch wir nehmen das gerne mit und wünschen Schalke in der Bundesliga alles Gute.“

Für die Auslosung der Viertelfinalspiele der Champions League am Freitag in Nyon hat er einen geheimen Wunsch. „Ich weiß, jetzt sind nur noch Riesenkaliber dabei“, meinte Hamit Altintop. „Einen Uli Hoeneß würde ich aber schon gern wiedersehen.“ Der damalige Manager und heutige Präsident hatte ihn von 2007 bis 2011 zum FC Bayern München geholt, ehe der Profi zu Real Madrid und nach Istanbul weiterzog.