Real setzt auf Siegesformel „CR7+M1Ö“
Madrid (dpa) - Die Megastars von Real Madrid machten vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League in Dortmund weder die eigenen Defensivsorgen noch die schlechte Bilanz gegen deutsche Gegner oder den spektakulären Wechsel von Mario Götze zum FC Bayern groß zum Thema.
„Ich kenne Mario Götze persönlich nicht, ich kenne die Dortmunder Fankultur nicht. Deshalb weiß ich nicht, ob es ein Vor- oder Nachteil für uns ist“, sagte Real-Trainer José Mourinho in Dortmund. Das Verlangen, Europas Glamourliga zum zehnten Mal zu gewinnen, sei riesengroß, berichtete Reals deutscher Nationalspieler Sami Khedira. Die Zauberformel des spanischen Fußball-Rekordmeisters lautet: „CR7+M1Ö“ - Cristiano Ronaldo und Mesut Özil sollen es gegen den BVB richten.
Dabei ist Reals Statistik auf deutschem Boden geradezu verheerend. In 24 Europapokal-Spielen gab es immerhin 17 Pleiten bei nur einem Sieg. „Ich weiß, dass man vor den Deutschen Angst hat“, verriet der frühere Real-Stürmer Ronaldo. Der Brasilianer, als Botschafter der WM 2014 zu Gast in Madrid, machte seinem Ex-Club aber Mut. „Ich tippe auf ein Finale Real-Barcelona.“ Im Kampf gegen die „Bestia Negra“, die schwarze Bestie oder den Angstgegner, setzt auch er auf das Zauberduo Ronaldo/Özil.
„Cristiano macht eine der besten Phasen seiner Karriere durch“, und das gelte auch für den Regisseur der deutschen Nationalelf, sagte Reals Flügelfummler Ángel Di María auf der Homepage des Vereins. Ronaldo trifft derzeit so häufig wie nie zuvor. Der Portugiese hat in dieser Saison schon 50 Tore auf seinem Konto, davon elf in der Champions League. „Zum Spiel in Dortmund fährt er wie eine perfekt geölte Maschine, so vertrauenswürdig wie ein deutsches Auto“, schrieb „Marca“.
Der 28-Jährige aus der Atlantikinsel Madeira hat viele Rechnungen offen. „CR7“ will Erzrivale Lionel Messi von Barcelona vom Thron des Weltfußballers stoßen und sich zum zweiten Mal nach 2008 diese Auszeichnung sichern. Außerdem will er endlich wieder die Champions League gewinnen. Das ist ihm bisher nur mit Manchester United gelungen - ebenfalls vor fünf Jahren. Zu guter Letzt will er vergessen machen, dass er im Halbfinale der vergangenen Saison gegen den FC Bayern München einen entscheidenden Elfer vergeben hatte.
Dass Cristiano Ronaldo nicht mehr wie noch zu Saisonstart seufzt, stöhnt und klagt, er sei in Madrid „traurig“, dafür sorgt unter anderem auch Özil. 20 Real-Tore fielen in dieser Spielzeit nach gemeinsamen Aktionen der beiden, die sich inzwischen blind verstehen. Der Ex-Profi von Werder Bremen und Schalke 04, dem in Madrid immer wieder Schüchternheit, taktische Disziplinlosigkeit und körperliche Schwäche vorgehalten wurde, ist gerade dabei, die vielen Skeptiker am Santiago Bernabéu zu überzeugen. Nachdem er am vergangenen Samstag zwei Tore und geniale Pässe zum 3:1 über Betis Sevilla beigesteuert hatte, feierten ihn die Hauptstadt-Medien wieder einmal überschwänglich als „Kaiser“ und „Superstar“.
Vor diesem Hintergrund teilten auch die deutschen Ex-Real-Profis Bodo Illgner und Uli Stielike die Meinung des Brasilianers Ronaldo, Real sei Favorit. „Real hat mehr Erfahrung“, sagte der Ex-Nationaltorwart zu „Marca“, und Stielike, mit 338 Einsätzen der deutsche Rekordspieler des Clubs vor Özil (150), Sami Khedira (120), Illgner (119), Günter Netzer und Paul Breitner (je 100), meinte, unter Druck habe Dortmund bereits im Viertelfinale gegen Málaga Nerven gezeigt.
Real freute sich über die Prognosen und gute Form der beiden Asse, die von Khedira, Xabi Alonso, Di María, Gonzalo Higuaín und Karim Benzema unterstützt werden. Aber Trainer José Mourinho hat auch viele Sorgen - vor allem in der Abwehr. Der Brasiliner Marcelo und Michael Essien fehlen in Dortmund verletzt, Álvaro Arbeloa muss gesperrt zuschauen. Der defensive Mittelfeldmann Luka Modric flog zwar mit nach Deutschland, kann aber wegen einer Muskelzerrung kaum eingesetzt werden. „Bei so vielen Verletzten hat Mourinho hinten keinen Plan B“, spekulierten die Madrider Sportzeitungen. Soviel Skepsis stachelt Taktikgenie Mourinho nur noch zusätzlich an.