Real will „Bestia negra“ zähmen - Mourinho relaxed

München (dpa) - Die Erwartungen an Mesut Özil könnten nicht größer sein. Selbst Real-Legende Alfredo di Stéfano vertraut vor dem Gigantenduell in der Champions League gegen den FC Bayern München besonders auf die Magie des Zauberers von Öz.

„Cristiano Ronaldo und Özil haben ihre Flügel geöffnet, mit ihnen werden sehr viele gute Dinge passieren“, kündigte die argentinische Fußball-Ikone für den Auftritt der Madrilenen im Halbfinal-Hinspiel beim deutschen Rekordmeister an.

Abgesichert von seinem Nationalteamkollegen Sami Khedira soll Özil als „Motor von Madrid“ („Marca“) die Offensivmaschine ähnlich filigran dirigieren wie zuletzt beim 3:1 gegen Sporting Gijon. Trainer José Mourinho machte allerdings nach der Ankunft in München noch ein Geheimnis aus seiner Aufstellung. Immerhin lobte er Özil pauschal für seine positive Entwicklung in Madrid: „Er ist heute ein besserer Spieler als vor zwei Jahren, als er bei Real ankam. Er kann der Mannschaft etwas geben.“

Obwohl Real mit 107 Toren den Ligarekord schon vor Saisonende einstellte und mit dem überragenden Ronaldo (53 Pflichtspieltreffer) ungeschlagen durch Europa pflügte, ist Respekt vor der „Bestia Negra“ vorhanden. Von 18 Partien in der Königsklasse gewannen die Königlichen gegen die als schwarze Bestie gefürchteten Münchner nur sechs, von neun Vergleichen in München verlor man acht, gewann keinen. „Bayern bereitet die Hölle für Real Madrid vor“, warnte das Sportblatt „Marca“. Mourinho winkte bei der schwarzen Serie jedoch gelangweilt ab: „Das sind historische Zahlen, die keine Bedeutung haben.“

Von einem „Bayern-Komplex“ mochte er nichts hören, vielmehr vertraut der Portugiese in die Stärken seines Starensembles. „Real ist eine Mannschaft, die immer auf Sieg spielt, die ein Spektakel produzieren will. Das Gute, das wir leisten, wollen wir ummünzen in Titel“, sagte Mourinho.

Vom Ex-Bremer Özil war vor dem Showdown mit seinem früheren Bundesligarivalen wie so häufig keine Kampfansage zu hören. Wie schon bei seinem Aufstieg für Schalke, Werder und das deutsche Team sucht er in der neuen Heimat abseits des Platzes kaum das Scheinwerferlicht und schwankt in der Beurteilung der Öffentlichkeit zwischen den Extremen.

Während auch Defensivanker Khedira wegen seiner effektiven, aber unscheinbaren Spielweise mehrfach in der medialen Kritik stand, wertet DFB-Kollege Philipp Lahm ihre Entwicklung „sehr, sehr positiv. Sie sind gewechselt, um einen Schritt nach vorne zu machen, das ist ihnen gelungen“, urteilte der Bayern-Kapitän am Montag rund 31 Stunden vor Anpfiff. „Sie sind ein fester Bestandteil einer Mannschaft, die in Spanien ganz vorne steht.“ Nur die Zuschauerrolle bleibt in großen Spielen hingegen für den früheren Bayern Hamit Altintop und den Ex-Dortmunder Nuri Sahin.

Auch wenn nicht nur Münchens Trainer Jupp Heynckes betont, dass Real „nicht nur Mesut Özil ist“, ragt der 23-Jährige aus dem Bundesliga-Quartett heraus. Mit mehr als 80 Schussvorlagen und 15 Assists ist er in der Primera División sogar zum Topvorbereiter in Spanien aufgestiegen. „Ich bin viel reifer geworden, habe mich entwickelt“, stellte Özil kürzlich selbst fest.

Von seiner Zuarbeit profitiert besonders Özils kongenialer Offensivpartner Cristiano Ronaldo, der nun ebenfalls seine gewonnene Fußball-Weisheit unter Beweis stellen muss. Der frühere Egozocker scheint trotz seiner Torbestmarke bei 41 Ligatreffern nicht mehr einzig darauf aus, sein eigenes Können in Szene zu setzen. „Rekorde sind nicht das, was ich will“, kündigte der Portugiese vor dem Europapokal-Klassiker gegen München an und strebt eine Rückkehr in die Allianz Arena für das Endspiel am 19. Mai an: „Ich will die Meisterschaft und die Champions League gewinnen. Das ist mein Ziel.“