Rudi Völler zum Bayer-Spiel: „Ich dachte, ich bin im falschen Film“

Valencia (dpa) - Der vermeidbare Rückschlag in der Königsklasse war noch keine zwei Stunden alt, da sprach Wolfgang Holzhäuser seinem Team beim Mitternachtsbankett nach der 1:3-Niederlage in Valencia dennoch die internationale Reife zu.

„Die Mannschaft ist stark genug in der Champions League zu überwintern. Wir können sogar noch die Gruppe gewinnen“, sagte der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen zu später Stunde im noblen Hotel „Las Arenas“ in Valencia.

Zuvor hatte der Bundesliga-Achte in einem kuriosen Spiel beim spanischen Spitzenclub die Chance vergeben, den vorentscheidenden Schritt Richtung Achtelfinale zu machen. Stattdessen müssen die Rheinländer nach der Niederlage beim FC Valencia ums Weiterkommen bangen. Dabei erregten vor allem der „Blitzeinschlag“ nach knapp elf Sekunden und eine Fehlentscheidung des Referees die Gemüter.

„Ich dachte, ich bin im falschen Film“, meinte Sportdirektor Rudi Völler. Die Zuschauer hatten noch nicht richtig Platz genommen, da führten die Gastgeber nach einem groben Schnitzer von Leverkusens jungem Torhüter Bernd Leno schon mit 1:0. Der Keeper hatte einen Rückpass von Manuel Friedrich genau auf den Fuß des Brasilianers Jonas gespielt, der im Estadio Mestalla prompt den zweitschnellsten Treffer in der Champions-League-Geschichte erzielte.

„Das war ein Schock für uns“, bekannte Bayer-Profi Lars Bender. Leno nahm indes die Schuld auf seine Kappe. „Ich hatte einen Blackout, der Ball ist versprungen, der Platz war sehr sandig. Aber das darf keine Ausrede sein“, meinte der Keeper. Jedoch machte ihm niemand einen Vorwurf. „Ich habe den Eindruck, dass er das gut wegstecken wird“, sagte Trainer Robin Dutt.

Positiv, wie die Mannschaft den Rückstand verkraftete und das Spiel in den Griff bekam. Michael Ballack blickte deshalb auch schon in der bitteren Nacht von Valencia auf den nächsten Gegner HSV. „Jetzt müssen wir schauen, dass wir uns gut erholen. Denn am Samstag stehen wir vor einem ganz schweren Spiel“, befand der Ex-Capitano, der wegen gebrochenen Nasenbeins mit Gesichtsmaske spielte und die Flanke zum Ausgleichstreffer durch Stefan Kießling schlug (30.). Nach der erneuten Führung durch Valencias Torjäger Roberto Soldado (65.) war Bayer noch einmal zurück gekommen, wurde aber vom schwedischen Unparteiischen Jonas Eriksson jäh ausgebremst.

„Der Schiedsrichter hat eine entscheidende Rolle gespielt“, kritisierte Andre Schürrle, dessen Treffer zum 2:2 angeblich aus einer Abseitsstellung resultierte. „Das wäre ein Genickschuss für Valencia gewesen“, sagte Holzhäuser. Auch Trainer Dutt ärgerte sich, weil durch die Strafraumlinie gut zu sehen war, dass keine Abseitsstellung vorlag. „Auf diesem Niveau muss ein Schiedsrichter das erkennen“, sagte der Coach. Der Rest war Formsache, Adil Rami traf noch zum 3:1 für die Gastgeber, die mit 5 Punkten auf Rang drei hinter Bayer (6) und dem FC Chelsea (8) liegen und ihre „Noche magica“ feierten.

Trotz der Niederlage können die Leverkusener die nächste Runde weiter aus eigener Kraft erreichen. „Wir haben es selbst in der Hand“, meinte Völler vor den Partien gegen den FC Chelsea und in Genk. Auch Dutt hat die Hoffnung längst noch nicht aufgegeben. „Ich habe viele Dinge gesehen, die mich optimistisch stimmen. Ich bin überzeugt, dass wir die nötigen Punkte für den zweiten Platz holen werden“, sagte der Coach.