Schalke 04: Kaum gestartet, schon in der Krise
Dem FC Schalke 04 droht eine Saison ohne die lukrative Champions League. Trotzdem soll jetzt Lukas Podolski kommen.
Gelsenkirchen. Ein dicker Verband zierte seinen Knöchel, er humpelte, alles sah mühselig aus. Jefferson Farfan hatte sich kurz vor dem Ende des Hinspiels der Champions-League-Play-offs gegen Paok Saloniki (1:1) eine Knöchelverletzung zugezogen.
Die Befürchtungen bei den Clubverantwortlichen waren groß, dass sich gerade der zweite Leistungsträger nach Angreifer Klaas-Jan Huntelaar in dieser noch so frischen Saison eine schwerwiegende Verletzung zugezogen haben könnte.
Am Tag danach aber kam die Entwarnung: Beim Peruaner handelt es sich lediglich um eine Knöchelprellung, die in ein paar Tagen auskuriert sein dürfte.
Immerhin dieses Problem haben die Schalker nicht. Es gibt ja wahrlich auch ausreichend andere. Auch wenn sich das Team phasenweise und vor allem in der Defensivarbeit gegenüber den vorangegangenen Spielen in der Bundesliga verbessert zeigte (Benedikt Höwedes: „Das war auch nicht schwer.“), so blieben genug Defizite: der zu langsame Spielaufbau, der Mangel an überraschenden Ideen, der insgesamt fehlende Mut einer sichtlich verunsicherten Mannschaft.
Umso erstaunlicher waren die Bewertungen in eigener Sache, die die Schalker Protagonisten nach dem wichtigen Spiel gegen die eher durchschnittlich agierenden Griechen vornahmen. „Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht“, befand Mittelfeldspieler Jermaine Jones. „Ich lasse mir nicht alles schlechtreden“, meinte Julian Draxler.
„Wir können mit der Leistung sehr zufrieden sein. Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt“, stellte Trainer Jens Keller trotzig fest. Allesamt Aussagen, die eher zur allgemeinen Verwunderung beitrugen, als eine glaubwürdige Analyse sein zu können.
War es eine eklatante Fehleinschätzung von Spielern und Trainer? Oder war es vielmehr der Versuch, sich an einen Strohhalm zu klammern und kleine Fortschritte als Meilensteine zu deuten?
Manager Horst Heldt beantwortete diese Fragen auf seine Weise. Der 43-Jährige wies in der Nacht zu Donnerstag darauf hin, dass er am folgenden Tag keinesfalls telefonisch zu erreichen sei — weil er „intensiv arbeiten“ müsse. Woran? Heldt will den Kader verändern und soll sich dabei auch um Lukas Podolski gekümmert haben.
Der Kölner, im zweiten Jahr beim FC Arsenal London unter Vertrag, ist dort derzeit nicht erste Wahl und könnte den jüngsten Schalker Abgang von Michel Bastos kompensieren — und überdies dem zögerlichen Angriffsspiel neue Wucht verleihen.
Dass die Schalker Bedarf an Verstärkungen haben, daran gibt es keine Zweifel. Denn anders, als vor der Saison angekündigt, haben sie den Abstand etwa zu Rivale Dortmund keineswegs verkleinert — das Gegenteil beschreibt die Realität besser.
Der Marktwert Podolskis beträgt allerdings 23 Millionen Euro, der 28-Jährige soll sieben Millionen Euro jährlich in England verdienen. Kein Zweifel: Podolskis Verpflichtung wäre ein Kraftakt des auf Konsolidierung ausgerichteten und hoch verschuldeten Klubs.
Im Rückspiel in Saloniki, das wegen einer Platzsperre ohne Zuschauer ausgetragen wird, dürfte er ohnehin noch nicht mitwirken. Und: Sollte der Klub die Gruppenphase der Königsklasse verpassen, müssten die Schalker auf rund 20 Millionen Euro fixe Einnahmen verzichten. Auch die Trainerfrage würde dann neu diskutiert.