3:0 gegen Piräus Staunen über Tor-„Phänomen“ Müller - Bayern starten durch
Piräus (dpa) - Ganz am Ende der Griechenland-Reise erlebten die Bayern-Stars um den gefeierten Akkord-Torjäger Thomas Müller doch noch einen Schreckmoment.
Auf dem Rückflug vom 3:0-Auftaktsieg in der Champions League bei Olympiakos Piräus musste der Sonderflieger des deutschen Fußball-Rekordmeisters am Donnerstag kurz vor der Landung in München wegen zu starken Rückenwindes durchstarten.
Nach einer kleinen Ehrenrunde setzte der Airbus 321 der Lufthansa beim zweiten Versuch - diesmal gegen den Wind - doch noch butterweich auf. „Das ist ein normales Manöver“, hatte der Kapitän zuvor aus dem Cockpit vermeldet und die prominenten Gäste an Bord beruhigt: „Das machen wir nicht so oft, aber wir machen es oft im Simulator.“
Plangemäß war der sportliche Teil der ersten Auslandsreise der Saison verlaufen. Mit einem traumhaften Blick über Athen und auf die in der Nacht illuminierte Akropolis hatten Müller und Co. den Vorabend nach getaner Arbeit entspannt ausklingen lassen. Das imposante Ambiente beim Bankett in einer lauen Sommernacht auf der Dachterrasse des Mannschaftshotels hatte bereits Endspiel-Klasse. Der reife Auftritt auf dem Spielfeld war zuvor nur ein verheißungsvoller Beginn der ambitionierten Münchner Champions-League-Kampagne 2015/16.
„Es ist immer wichtig, dass man in die Gruppenphase gut reinkommt“, sagte Karl-Heinz Rummenigge, der sich in seiner kurzen Ansprache zu vorgerückter Stunde kurz hielt. „Das habt ihr gut gemacht. Bravo!“, rief der Vorstandsvorsitzende um kurz nach ein Uhr den Spielern zu.
„Wahnsinnig gut“, lobte sogar Trainer Pep Guardiola, der stolz auf die beendete Siegesserie von Olympiakos im Karaiskakis-Stadion verwies. „Ich weiß, für die Leute ist es normal, als FC Bayern in Piräus zu gewinnen. Für mich ist es das nicht. Man muss nur schauen, wie Atlético Madrid, Juventus Turin und Malmö hier gespielt haben“, erinnerte der Spanier an die Niederlagen dieses Trios in der vergangenen Saison. „Große Gratulation an alle Spieler. Es ist nur der erste Schritt, aber ein guter“, erklärte Guardiola.
Im Mittelpunkt der Gratulationen stand schon wieder Müller. Es müllert ja nicht nur in der Bundesliga (6 Tore in vier Spielen) und der Nationalmannschaft (3 Tore in zwei Länderspielen). Es müllerte auch doppelt beim 12. Bayern-Auftaktsieg in Serie in der Champions League. „Phänomene kann man nicht erklären“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer zum unglaublich anmutenden Lauf des Weltmeisters.
In der 52. Minute erzielte Müller das erlösende 1:0. Und nach dem Joker-Tor des eingewechselten Mario Götze (89.) erhöhte der 26 Jahre alte Angreifer in der Nachspielzeit sein Trefferkonto in der Königsklasse per Foulelfmeter auf 30. „Er scored unglaublich - und das nicht nur in dieser Saison, sondern über Jahre, ob in der Nationalmannschaft oder beim FC Bayern“, schwärmte Philipp Lahm.
Symptomatisch für den famosen Lauf des Angreifers war das kuriose Führungstor, das Schlitzohr Müller in „einer ehrlichen Version“ als Versehen schilderte. Von der Außenlinie wollte der 26-Jährige eine „sehr scharfe Flanke“ auf Robert Lewandowski schlagen. Der Ball sei ihm „klassisch abgerutscht“, doch je länger er in der Luft war, um so gefährlicher wurde die Flugbahn. „Dann habe ich staunend hinterhergeschaut. Am Ende war der Ball drin“, erzählte Müller.
Der Matchwinner gab dem Sieg das Gütesiegel besonders wertvoll: „Hier wird keiner die Punkte einfach so mitnehmen, sondern harte Arbeit leisten müssen. Wir haben jetzt drei Punkte und ein Heimspiel. Deswegen sind die Aussichten ganz gut.“ In zwei Wochen geht's gegen Dinamo Zagreb, das überraschend den FC Arsenal mit 2:1 besiegte.
Noch in der Nacht wurden von den Bossen die nächsten Aufträge an die Belegschaft formuliert, die in dem humpelnden Robert Lewandowski, dem umsichtigen Dirigenten Xabi Alonso und dem von Franz Beckenbauer als „Standfußballer“ gescholtenen Neuzugang Arturo Vidal mit drei angeschlagenen Spielern heimkehrte. „Wir haben jetzt diesen großen Rhythmus, drei Spiele pro Woche. Es geht schon am Samstag weiter in Darmstadt, dann am Dienstag gegen Wolfsburg. Dieser Rhythmus wird uns viel abverlangen“, sagte Rummenigge und empfahl: „Macht weiter so!“