Champions-League-Finals Steinhaus & Brych: „Schiedsrichter-Traumpaar“ vor Highlight
Frankfurt/Main (dpa) - Bibiana Steinhaus kommt sich in diesen Tagen wie in einem Märchen vor. Erst flatterte ihr die Beförderung zur ersten Bundesliga-Schiedsrichterin der Geschichte ins Haus, am Donnerstag pfeift die 38-Jährige zum ersten Mal das Finale in der Champions League der Frauen.
Die „einmalige Aufgabe“ bei der Partie Olympique Lyon gegen Paris St. Germain empfindet Steinhaus, deren Aufstieg in die Beletage des Männer-Fußballs ein gewaltiges mediales Gewitter mit Anfragen aus aller Welt auslöste, „als große Wertschätzung“ für die intensive Arbeit.
Seit knapp zehn Jahren pfeift die Polizeibeamtin aus Hannover, deren Hobbys neben dem Sport noch Lesen und Reiten sind, Männer-Spiele und agiert zudem als Vierte Offizielle in der Bundesliga. Die Aufregung um ihr Debüt am 21. September 2007 bei der Zweitligapartie SC Paderborn gegen 1899 Hoffenheim (0:2) verglich sie unlängst mit einem Naturspektakel. Ein Jahr später leitete sie ihr erstes Spiel im DFB-Pokal.
Nun endlich hat sie den Sprung nach ganz oben geschafft. „Dass dieser Traum nun wahr werden soll, erfüllt mich natürlich mit großer Freude“, sagte sie nach ihrer Nominierung als Bundesliga-Referee ab der Saison 2017/18.
Im Frauenbereich gehört Steinhaus, die mit dem ehemaligen englischen Top-Referee Howard Webb liiert ist, ohnehin seit Jahren zu den weltweit besten Schiedsrichterinnen. Bei den Weltmeisterschaften 2011 und 2015 war sie genauso im Einsatz wie bei den Europameisterschaften 2009 und 2013 sowie den Olympischen Spielen 2012 in London. Dort leitete Steinhaus - wie schon bei der Heim-WM ein Jahr zuvor - das Endspiel.
Dass sie erst jetzt in den Genuss kommt, als zweite deutsche Schiedsrichterin nach Christine Baitinger 2007 ein Champions-League-Finale zu pfeifen, liegt also nicht daran, dass ihr die Klasse für diese Aufgabe gefehlt hätte. Einziger Grund für die lange Wartezeit: Seither stand immer ein Frauen-Bundesligist im Endspiel. Das Viertelfinal-Aus in diesem Jahr für Wolfsburg und die Bayern war ihr Glück. „Mein Team und ich freuen uns riesig über diese Nominierung“, sagte Steinhaus. Diese sei Ansporn, „das Vertrauen, das in uns gesetzt wird, zu bestätigen.“
Herbert Fandel, Vorsitzender des DFB-Schiedsrichterausschusses und 2007 selbst Final-Referee, bezeichnete die Leitung eines Endspiels in der Königsklasse als eine der „höchsten Auszeichnungen, die ein Schiedsrichter in seiner Karriere bekommen kann. Man bekommt es nicht geschenkt, es ist vielmehr das Ergebnis jahrelanger, harter Arbeit.“
Für die wird auch Felix Brych von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) belohnt. Der 41-Jährige leitet als vierter deutscher Referee das Männer-Finale, in dem an diesem Samstag Titelverteidiger Real Madrid und Juventus Turin aufeinandertreffen. Auch für ihn ist es die vorläufige Karriere-Krönung. „Nach unseren Einsätzen bei der WM 2014 und der EM 2016 sowie dem Endspiel der Europa League 2014 war es in den vergangenen Jahren als Team unser großes Ziel, einmal das Finale der Champions League zu leiten“, sagte der Münchener. „Deshalb freuen wir uns umso mehr über die Nominierung.“