„Der Herr der Standards“ Toni Kroos kehrt als Triumphator zurück

Madrid (dpa) - Es ist im Bernabéu zum Ritual geworden: Wenn Toni Kroos zur Eckfahne läuft, springen stets Tausende Fans von ihren Sitzen auf, um den Deutschen zu bejubeln. „Herr der Standards“ nennt die Zeitung „Marca“ den Mittelfeldregisseur von Real Madrid.

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Nicht nur wegen seiner gefährlichen Eckbälle und Freistöße ist der Weltmeister zu einem der beliebtesten Profis des Starensembles avanciert. Zum Champions-League-Duell des spanischen Fußball-Rekordmeisters am Mittwoch mit dem FC Bayern kehrt der 27-Jährige erstmals an die alte Wirkungsstätte zurück. Und er tut das als Triumphator. „Ich erwarte ein Spiel auf sehr hohem Niveau“, sagte der Weltmeister am Vorabend.

Dem Viertelfinal-Hinspiel mit seinem früheren Arbeitgeber und gegen Ex-Kollegen wie Philipp Lahm und Manuel Neuer blickt Kroos ohne Angst, dafür mit großer Vorfreude entgegen. Am liebsten wäre es ihm, wenn der ehemalige Club in Topformation auflaufen könnte. „Ich hoffe, dass die Bayern mit ihrer ersten Elf spielen können. Ich mag Herausforderungen“, sagte Kroos

Die (gespannte) Vorfreude ist auch auf einem Foto von der Abreise nach München zu sehen, das Kroos am Dienstag auf Twitter postete. Der gebürtige Greifswalder, der bei den Bayern sechseinhalb Jahre verbrachte, bevor er im Sommer 2014 für geschätzt rund 30 Millionen Euro nach Madrid wechselte, ist zuversichtlich. Meistens, sagt er, zeige Real gegen die großen Mannschaften die besten Spiele.

Viel Beifall von den Rängen und viel Lob in den Medien gab es für Kroos gerade erst am Samstag nach dem 1:1 im Derby gegen Atlético. Es war nicht Reals bestes Spiel. Der zuletzt heftig kritisierte Sturm mit Karim Benzema, Gareth Bale und Cristiano Ronaldo blieb wieder einmal blass. Doch zum Glück für die Königlichen war „El Francotirador“ - der „Scharfschütze“, wie Kroos in Madrid genannt wird - zur Stelle. Bei einem Freistoß von rechts zirkelte er den Ball millimetergenau auf den Kopf von Pepe, der zum 1:0 (52.) traf. „Kroos hat wieder gezaubert“, titelte „Marca“.

Mit Kroos sind die Standardsituationen zum gefährlichsten Mittel Reals geworden. In der Liga gelangen in dieser Saison nach ruhenden Bällen bisher 15 Tore. In der entsprechenden Tabelle folgen Celta Vigo, Espanyol Barcelona und Deportivo La Coruña mit weitem Abstand mit je acht, der FC Barcelona kommt nur auf sieben.

Beim letzten Champions-League-Spiel Reals, dem 3:1-Sieg beim SSC Neapel im Achtelfinal-Rückspiel, leitete Kroos Anfang März mit Eckbällen zwei Kopfball-Treffer von Sergio Ramos ein. „Das hat uns schon viele Tore und Punkte gebracht, aber wir sollten uns nicht nur darauf verlassen. Wir können mehr“, erklärte der gut aufgelegte Kroos in der Münchner Arena.

Bei Real, den er als „größten Club der Welt“ bezeichnet, gewann Kroos bereits fünf Titel, darunter die Champions League 2016. Der stille, bescheidene und beständige Weltstar ist beim LaLiga-Leader so beliebt, dass ihm niemand ein Missgeschick beim Derby übelnahm: Bei einem Zusammenprall mit Pepe brach sich der Portugiese zwei Rippen. „Das ist traurig, dass das passiert ist. Aber sowas kann passieren“, sagte Trainer Zinedine Zidane.

Real gerät nun in Abwehrnot, denn auch beim Rückspiel fällt Pepe aus. Da Raphael Varane ebenfalls verletzt und Ramos mit Gelb vorbelastet ist, droht hinten Ungemach. Aber man hat ja „El Francotirador“. „Wir alle lieben ihn“, sagt auch Trainer Zinedine Zidane.