Verarmtes Valencia fordert pompöses Paris
Paris (dpa) - Beim finanziell ungleichen Achtelfinalduell der Champions League wollen die Fußballer des veramten FC Valencia den Neureichen von Paris Saint-Germain eine Lektion erteilen.
„In Paris denken alle, dass PSG uns ohne Anstrengung vom Platz fegt. Gut für uns. Die wissen nicht, wie schwer es die bei uns haben werden“, giftete Valencias algerischer Mittelfeldmann Sophiane Feghouli, der vor 23 Jahren in der Nähe von Paris geboren wurde und viele Jahre in Frankreich kickte, vor dem emotionsgeladenen Hinspiel am Dienstag im Mestalla-Stadion.
Der Druck ist in der Tat ganz beim PSG. Während Valencia der Club mit den höchsten Schulden in Spanien und vom Bankrott bedroht ist und deshalb von der Provinzregierung als Hauptaktionär übernommen wurde, schwimmen die Pariser in Geld. Die Ölscheichs aus Katar, die im Club seit 2011 das Sagen haben, holten für 250 Millionen Stars wie den Schweden Zlatan Ibrahimovic, die Brasilianer Thiago Silva und Lucas Moura oder den Argentinier Ezequiel Lavezzi. Auch David Beckham stößt nun hinzu, in Valencia ist er aber noch nicht dabei.
Nach Startschwierigkeiten beginnen sich die Rieseninvestitionen an der Seine auszuzahlen. In der Liga baute PSG am Wochenende dank eines 3:1-Sieges über den SC Bastia den Vorsprung auf Verfolger Olympique Lyon auf sechs Punkte aus, der dritte Meistertitel nach 1986 und 1994 rückt endlich in greifbare Nähe. „Wir sind hinten solider geworden, das ist wichtig, wenn man einen Spieler wie Ibrahimovic hat, der jederzeit treffen kann.“ Auch der Teamgeist sei besser, sagte Trainer Carlo Ancelotti im Gespräch mit der Sportzeitung „L'Équipe“.
Der Italiener gewann als Trainer des AC Mailand die Champions bereits zweimal, 2003 und 2007, und er macht keinen Hehl daraus, dass er sein persönliches „Triple“ anstrebt. Valencia sei ein leichterer Gegner als etwa Real Madrid, räumte Ancelotti ein. Aber der 53-Jährige warnt auch die vielen Optimisten daheim: „Mit (Nationalspieler Roberto) Soldado haben die einen ganz gefährlichen Stürmer. Valencia ist eine gute Mannschaft, die sich seit Dezember deutlich gesteigert hat.“
Das „Wiederaufblühen“ des Champions-League-Finalisten von 2000 und 2001 und sechsfachen Liga-Meisters, der in der Gruppe F Zweiter hinter Bayern München wurde, hat Ernesto Valverde zu verantworten. Der Mann, der Anfang Dezember nach einer 2:5-Heimpleite gegen San Sebastian Nachfolger des gefeuerten Mauricio Pellegrino wurde, ist ein Arbeitstier. Mit ihm verlor der Liga-Fünfte im Januar daheim 0:5 gege Real Madrid, zuletzt gab es aber auch vier Auswärtssiege in Serie. Beim 1:0 bei Celta Vigo traf am Samstag Ex-Bundesligaprofi Nelson Haedo Valdez.
„Wenige Fans haben bei der Achtelfinale-Auslosung geglaubt, dass Valencia vor dem Spiel gegen die Stars der Öldollars so gut in Schuss sein würden“, schrieb die Zeitung Levante. Und auch Clubboss Manuel Llorente, der im Zuge seiner langjährigen Sanierung unter anderem die Stars David Villa und David Silva ziehen lassen musste, frohlockte: „Die Flasche ist wieder voller Optimismus“. Er denkt sicher auch an die rund 30 Millionen Champions-League-Gesamteinnahmen, die bei einem Viertelfinaleinzug garantiert wären. An die Sensation glaubt auch Clublegende Jocelyn Angloma: „Ich setze auf Valencia. Wenn wir zu Null spielen, dann wird es für PSG im Rückspiel sehr schwer“.