Wunder Málaga: Traum vom Coup gegen Götze & Co.

Málaga (dpa) - Martín Demichelis blickt finster in die Kamera. Auf Deutsch kündigt der frühere Bayern-Profi herausfordernd an: „Wir werden kämpfen, weil wir wollen gewinnen.“

Ein anderer Ex-Münchner, Stürmer Roque Santa Cruz, gibt sein Versprechen in Paraguays Indio-Sprache Guaraní ab. Keine Zweifel lässt auch der Franzose Jérémy Toulalan zu: „Wir werden siegen“. Vor dem Viertelfinal-Hinspiel am Mittwoch gegen Borussia Dortmund heizt Champions-League- Neuling FC Málaga mit einem Motivationsvideo den Fans um Hollywood-Beau Antonio Banderas mächtig ein. Der Außenseiter aus Spanien, ein Team voller abgeschriebener Altstars und Nobodys, verspricht den Coup.

Der 32-jährige Demichelis floh bei den Bayern Ende 2010 vor Trainer Louis van Gaal und wurde auch nicht mehr in der argentinischen Nationalelf gebraucht. Santa Cruz (31) war zuletzt in England als Bankdrücker ebenso in Vergessenheit geraten wie der Argentinier Javier Saviola (31) bei Benfica Lissabon. Nach Verletzungsserien und langen Schwächephasen galten auch die frühere brasilianische Nationalelf-Stütze Julio „die Bestie“ Baptista (31) und der 51-fache spanische Internationale Joaquín (31) bis vor kurzem bereits als Auslaufmodelle.

„Wir erleben einen Traum und wollen nicht aufwachen“, schwärmt Joaquín. Man werde vor knapp 30 000 Zuschauern im ausverkauften La-Rosaleda-Stadion „ohne Druck und aggressiv agieren“, kündigt der schnelle Mittelfeldspieler an, bevor er ebenso frech wie vorsichtig anfügt: „Ein 8:0 im Hinspiel wäre nicht schlecht, aber selbst dann wäre gegen ein Team wie Dortmund das Weiterkommen nicht gesichert.“

Neben den vielen Altstars, die ihren zweiten Frühling genießen, glänzen beim noch trophäenlosen Tabellenfünften der Primera División auch viele auf der großen Bühne unbekannte Profis. So zum Beispiel der 33-jährige brasilianische Innenverteidiger Weligton, der bei Paraná, in Portugal beim Provinzclub FC Penafiel und bei Grasshopper Zürich ein langes Schattendasein fristete. Oder Willy Caballero (31), der bis 2011 jahrelang beim FC Elche in der 2. Liga fern der großen Öffentlichkeit im Tor stand. Heute gilt er als einer der besten Keeper Spaniens und träumt von einer WM-Teilnahme mit Argentinien. „Ich will daheim kein Tor zulassen. Hoffentlich schaut (der argentinische Coach) Alejandro Sabella zu“, sagt er.

An der Costa del Sol ist vor dem Besuch von Reus, Götze & Co. der Teufel los. „Es herrscht Málaga-Manie“, stellte die Regionalzeitung „La Opinión“ fest. 20 000 Sonderschals seien verkauft worden. Der Optimismus der Fans wird von den Heim-Siegen in der Gruppenphase gegen Zenit St. Petersburg (3:0) und den AC Mailand (1:0) und dem Weiterkommen im Achtelfinale gegen Portugals Meister Porto (0:1, 2:0) genährt. Die vielen Probleme scheinen fast völlig vergessen: Besitzer Abdullah Al Thani aus Katar hat den Geldhahn zugedreht, der Club ist wegen Verstößen gegen das finanzielle Fairplay nächste Saison aus den europäischen Wettbewerben ausgeschlossen und zwei Leistungsträger, Diego Buonanotte und der spanische Nationalspieler Nacho Monreal, haben den Verein im Winter im Zuge der Krise verlassen.

Trainer Manuel Pellegrini, in Andalusien bereits „Merlin der Magier“ getauft, setzt gegen den BVB vor allem auch auf seinen Golden Boy, das jüngst zum besten U-21-Profi Europas gewählte „Wunderkind“ Isco (20). „Träumen kostet ja nichts, wenn das Frau Merkel erlaubt“, schrieb am Dienstag die Sportzeitung „Marca“.