Wunder oder Worst Case - Völler: Hoffen auf tollen Tag
Leverkusen (dpa) - Wunder oder Worst Case? Für den kriselnden Bundesligisten Bayer Leverkusen geht es in der Champions League gegen den FC Barcelona am Mittwoch um alles oder nichts.
„Ich hoffe, dass wir einen tollen Tag erwischen und das Wunder wahr werden lassen“, sagte Sportdirektor Rudi Völler. Mit Hoffnung allein ist es aber nicht getan: Der Fußball-Werksclub braucht viel Glück und Schützenhilfe. Möglich ist vieles: das Erreichen des Achtelfinals, das Weiterspielen in der Europa League, aber auch der Abschied von der internationalen Bühne.
Eine große Schwäche in dieser Saison könnte nach Ansicht Völlers gegen den Titelverteidiger aus Spanien zur Stärke werden. „Wir sind irgendwo auch eine unberechenbare Mannschaft“, meinte er. Das Schwanken zwischen den Extremen in dieser Saison ist jedoch bisher alles andere als eine Erfolgsstrategie gewesen.
Bayer ist in der Liga Achter und derzeit nur Mittelmaß. In der Champions League lieferten die Leverkusen spektakuläre Spiele in der Gruppe E gegen AS Rom (4:4, 3:4) sowie in Barcelona (1:2) - ohne großen Ertrag - und blamierten sich mit 1:1 beim Außenseiter BATE Borissow in Weißrussland. „Wir versuchen, alles zu geben und die Europa League zu sichern“, sagte der formschwache Spielgestalter Hakan Calhanoglu. „Wir wollen es packen und hoffen auf Schützenhilfe“, meinte Abwehrchef Ömer Toprak.
Selbst wenn das fast Unmögliche gelingt, ein Sieg gegen die Fußball-Titanen aus Katalonien, müsste Rom gegen Borissow verlieren, damit Bayer noch ins Achtelfinale zu kommt. Bei einer Niederlage gegen Barça und einem Sieg von BATE wäre der Werksclub komplett aus dem Europacup. „Wir wollen die Voraussetzungen für ein Wunder schaffen“, sagte Bayer-Cheftrainer Roger Schmidt. „Wenn wir alles reinhauen, haben wir eine Chance, als Sieger vom Platz zu gehen.“
Die Hoffnung, dass die Spanier mit einer B-Elf antreten werden, wird sich nicht erfüllen. Geschont werden von Trainer Luis Enrique nur Andres Iniesta und Gerard Pique. Die Stürmerstars Lionel Messi und Luis Suárez könnten spielen, Neymar hingegen zog sich im Abschlusstraining am Dienstagabend eine Leistenzerrung zu. Trotz dessen Ausfalls sind die Aussichten auf einen zweiten Erfolg gegen Barcelona - 2001 gewann Leverkusen 2:1 - im achten Duell in der Königsklasse nicht sehr hoch.
„Wir haben im Hinspiel gezeigt, wie man Barcelona knacken kann“, erinnerte Bayer-Verteidiger Roberto Hilpert an die erste Partie, in der man bis zur 80. Minute 1:0 führte und doch noch 1:2 verlor. „Ob dreckig oder schön: Wir müssen als Team auftreten“, meinte Jungstar Julian Brandt.
Doch daran haperte es in dieser Saison immer wieder. „Die Geschlossenheit über 90 Minuten fehlt uns“, sagte auch Schmidt. Statt wie in der vergangenen Spielzeit mit aggressivem Offensivfußball zu glänzen, läuft es in dieser Saison weder vorne noch hinten rund. In der Bundesliga stehen nach 15 Partien sechs Siegen sechs Niederlagen gegenüber und 19:20-Tore zu Buche - zuletzt wies Bayer 2005 ein schlechteres Trefferverhältnis zu diesem Zeitpunkt der Saison auf.
„Die Moral stimmt, die Qualität stimmt, das Konzept stimmt“, versicherte Schmidt nach dem 1:2 bei Hertha BSC - und hat in Völler (noch) und Geschäftsführer Michael Schade Unterstützer an seiner Seite. „Einige Dinge funktionieren nicht so, wie sie sollen. Da darf man sich nicht verrückt machen lassen“, sagte Völler. Auch Schade stärkt dem Coach den Rücken: „Es gibt weder Zweifel noch eine Trainierdiskussion. Wir glauben an den Trainer und an sein System.“
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Bayer Leverkusen: Leno - Hilbert, Tah, Toprak, Wendell - Kampl, Kramer - Bellarabi, Calhanoglu - Kießling, Hernández
FC Barcelona: ter Stegen - Jordi Alba, Bartra, Mascherano, Vermaelen - Sergi Samper, Busquets, Adriano - Munir, Messi, Suárez
Schiedsrichter: Mark Clattenburg (England)