Bayer Leverkusen Ein Spiel für drei Szenarien

Leverkusen wähnt sich gegen Barcelona in Festtagsstimmung, kann am Ende aber auch als großer Verlierer dastehen.

Leverkusens Trainer Roger Schmidt

Foto: Guido Kirchner

Leverkusen. Ein Szenario: Bayer Leverkusen gewinnt am Mittwochabend gegen den FC Barcelona und darf trotzdem nicht weiter in der Champions League spielen. Weil der AS Rom zeitgleich gegen Bate Borissow gewonnen hat und wegen des gewonnenen direkten Vergleichs mit Leverkusen Zweiter der Vorrundengruppe E geworden ist. Das wäre bitter, aber ganz unwahrscheinlich ist das nicht.

Sollte alles normal laufen, käme es ohnehin anders — und Leverkusen würde gegen Barca verlieren: „Barcelona gehört mit den Bayern zu den besten zwei Mannschaften der Welt“, sagte Leverkusens Trainer Roger Schmidt gestern. Möglich ist vieles: das Erreichen des Achtelfinals (dafür darf Rom aber eben nicht gewinnen), das Weiterspielen in der Europa League als Tabellendritter der Vorrunde. Aber auch: der Abschied von der internationalen Bühne.

Letzteres ist das schlimmste Szenario für einen Club wie Leverkusen, der sich nach internationalem Renommee sehnt. Auch, weil der rund 60 Millionen Euro teure Kader eigentlich danach verlangt. Und auch, weil in der Bundesliga derzeit schlechte Laune angesagt ist: Abgesehen vom erstaunlichen Javier Hernandez gibt es derzeit kaum einen Leverkusener Spieler, der besser spielt als in der Saison zuvor. Sechs Niederlagen und ein Torverhältnis von 19:20 nagen an Trainer Roger Schmidt, Platz acht ist kein Leverkusener Zielbereich.

Wahr ist aber auch: Kader und Trainer ist deutlich mehr zuzutrauen, wenn man als Gesamtes vom Weg überzeugt bleibt. Und Platz drei in der Liga ist nur fünf Punkte entfernt. „Die Moral stimmt, die Qualität stimmt, das Konzept stimmt“, hat Schmidt nach dem jüngsten 1:2 bei Hertha BSC gesagt. Aber auch der bei Sportdirektor Rudi Völler und Geschäftsführer Michael Schade geschätzte Trainer muss mittelfristig Ergebnisse liefern. „Einige Dinge funktionieren nicht so, wie sie sollen. Da darf man sich nicht verrückt machen lassen“, sagt Völler. Und Schade meint: „Es gibt weder Zweifel noch eine Trainierdiskussion. Wir glauben an den Trainer und an sein System.“

Ein Sieg gegen Barcelona wäre ein Befreiungsschlag. Ganz gleich, wo es danach weitergeht. Die Unberechenbarkeit der Bayer-Elf lässt alles möglich erscheinen. 4:4 und 3:4 gegen den AS Rom, ein starkes Spiel beim 1:2 in Barcelona, dann war da aber auch das schmerzhafte 1:1 bei Bate Borissow in Weißrussland, einer der unerklärlichen Ausfälle eines jungen, aber trotzdem zu schludrigen Teams von Spitzenkräften, die nicht immer als Einheit funktionieren — dabei ist Letzteres die Grundvoraussetzung für Schmidts Stil.

„Wir wollen die Voraussetzungen für ein Wunder schaffen“, sagte Bayer-Cheftrainer Roger Schmidt. „Wenn wir alles reinhauen, haben wir eine Chance, als Sieger vom Platz zu gehen.“ Barcelona, das sei ein Festtag, sagte Schmidt noch. Die Hoffnung, dass die Spanier mit einer B-Elf antreten werden, wird sich nicht erfüllen. Geschont werden von Trainer Luis Enrique nur Andres Iniesta und Gerard Pique.