Dagmar Freitag: Verhalten von Hoeneß unmoralisch
Berlin (dpa) - Sportpolitiker des Deutschen Bundestags haben am Mittwoch das Verhalten von Bayern-Präsident Uli Hoeneß in der Steueraffäre kritisiert.
„Steuern zu hinterziehen, ist nicht nur strafbar, sondern im Sinne der Verantwortung für eine solidarisch organisierte Gesellschaft auch zutiefst unmoralisch“, sagte die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag (SPD) am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. „Wer betrügt, darf sich nicht länger über Landesgrenzen hinweg sicher fühlen können. Alle sind vom dem Gesetz gleich. Einen Promi-Bonus darf es ebenso wie einen Promi-Malus nicht geben.“
Ob Hoeneß Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern AG und Präsident des Vereins FC Bayern bleiben kann, „entscheiden in erster Linie die Mitglieder — und vor allem er selbst“, sagte Dagmar Freitag. Martin Gerster, der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, ist sich sicher, dass Hoeneß die Affäre nicht unbeschadet überstehen wird. „Ich vermute, dass sich Hoeneß nicht im Amt des Präsidenten halten kann. Ich bin enttäuscht und überrascht: Seine Glaubwürdigkeit hat zu sehr gelitten“, meinte Gerster.
Ähnlich sieht es die sportpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Viola von Cramon. „Ich denke, die Glaubwürdigkeit eines Managers, der höhere moralische Ansprüche an andere stellt, die er selbst nicht erfüllt, ist arg ramponiert. Ich bin die Letzte, die den Rücktritt fordert. Aber ich glaube, er ist intelligent genug, um zu wissen, was die Konsequenzen sein sollten.“
Rücktrittsforderungen sollten aber nicht aus der Politik kommen. „Das muss er selbst mit seinem Verein ausmachen.“ Wenn man einen Vereinspräsidenten habe, „der offensichtlich ein Steuerbetrüger ist und da offensichtlich nicht nur mit kleinen Summen, sondern mit Summen jongliert hat, die außerhalb unseres Vorstellungshorizonts liegen, ist die Frage, wie lange sich die Sponsoren das anschauen. Ich glaube schon, dass dies Folgen haben wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hoeneß das lange durchhält.“
CDU/CSU-Sprecher Klaus Riegert hielt die Verdienste von Hoeneß für den deutschen Fußball dagegen, meinte aber: „Er ist kein gutes Vorbild für den Steuerzahler, keine Frage. Aber ich sehe das nicht in erster Linie als sportpolitisches Thema.“
Viola von Cramon findet es interessant, „wenn jemand, um der Strafverfolgung zu entgehen, Selbstanzeige erstattet, um dann zwei Wochen später einen Haftbefehl zu erhalten. Da tun sich Abgründe auf“, sagte die Grünen-Politikerin.