Ausverkauf beim BVB? - Bayern noch mit Überangebot
Dortmund (dpa) - Drohender Ausverkauf bei Borussia Dortmund - Flucht von Stars bei Bayern München. Der Supertransfer von Mario Götze löst bei den beiden Bundesliga-Spitzenclubs Spekulationen über das Personal der Zukunft aus.
„Was nun?“, lautet die Frage beim BVB, „Wer geht?“ die beim FC Bayern.
Der mit 37 Millionen Euro versüßte Wechsel von Götze zum 1. Juli setzt die Dortmunder Vereinsführung unter Zugzwang. Schon einen Tag nach der schmerzlichen Nachricht gibt es Mutmaßungen, wie das Fußball-Juwel ersetzt werden kann. Zudem geht die Sorge um, dass der Weggang des Nationalspielers andere BVB-Profis animieren könnte, dem Ruf des Geldes zu folgen. In München könnte es dagegen bei den vielen Stars in der Offensive ziemlich eng auf der Bayern-Bank werden.
Dass Ehrgeizling Arjen Robben mit seiner wiederholten Reservistenrolle nicht einverstanden war, ist bekannt. Auch für den derzeit verletzten Spielgestalter Toni Kroos ist Götze nun ein starker Konkurrent. Und da der Dortmunder Zauber-Fußballer schon in der Spitze auflief, könnte es auch einen in vorderster Front treffen. Mario Gomez ist in Europa heiß begehrt und unzufrieden mit seiner Position hinter Mario Mandzukic. Auch Gerüchte um eine Verpflichtung von BVB-Angreifer Robert Lewandowski durch die Bayern reißen nicht ab.
Die Entscheidung über das Personal wird maßgeblich von den Plänen des neuen Bayern-Trainers Pep Guardiola abhängen. „Ich glaube, dass Robben eher nicht reinpasst“, meinte der frühere Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld kürzlich in der Schweizer Zeitung „Blick am Sonntag“.
Beim BVB ist man seit Jahren daran gewöhnt, namhafte Leistungsträger zu verlieren. Doch anders als bei Nuri Sahin (2011) und Shinji Kagawa (2012) hinterließ die Nachricht vom Götze-Wechsel tiefe Spuren. Nicht nur, weil der erst 20-Jährige das prominenteste Gesicht des hochgelobten Dortmunder Jugendstils war. Darüber hinaus könnte der Götze-Transfer zum Fanal werden.
Sicher ist der Weggang von Lewandowski im Sommer 2014. Einem Wechsel des polnischen Nationalstürmers bereits zum Ende dieser Saison wird Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach dem Verlust von Götze wohl nicht zustimmen.
Mats Hummels und Ilkay Gündogan gelten als mögliche Wunschspieler des FC Barcelona. Demnach soll Hummels als Nachfolger von Routinier Carles Puyol (35) aufgebaut werden. An Mittelfeldspieler Gündogan schätzen die Katalanen, dass er über ähnliche Fertigkeiten wie der 33 Jahre alte Xavi verfügt. Meldungen, nach denen die Bayern nach Götze nun auch den bis 2017 an den BVB gebundenen Hummels für die kommende Saison verpflichten wollen, dementierte Vater und Berater Hermann Hummels im „Express“ (Mittwoch): „Da ist nichts dran.“
Die Rekordeinnahme für Götze spendet der BVB-Spitze nur bedingt Trost, hilft aber bei der Suche nach Alternativen. Genau wie die üppigen Erträge aus der Champions League in Höhe von rund 55 Millionen Euro. In den Medien werden Kevin de Bruyne (Bremen), Heung-Min Son (Hamburg), Christian Eriksen (Ajax Amsterdam), Christian Benteke (Aston Villa) oder Patrick Herrmann (Mönchengladbach) als mögliche Dortmunder Neuzugänge gehandelt.
Selbst der Transfer eines sündhaft teuren Stars wie Edin Dzeko (Manchester City) erscheint nicht mehr vollends unrealistisch.
Während sich der BVB und seine Fans mit der Verarbeitung des Überraschungscoups des Rivalen von der Isar schwertun, nahmen die Bayern nach dem 4:0 im Champions-League-Halbfinale am Dienstagabend gegen den FC Barcelona gern Gratulationen zum Götze-Engagement an. „Es ist ja bekannt, dass wir bei Bayern München eine Basis haben aus deutschen Nationalspielern“, sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge stolz. „Da passt Mario Götze wunderbar rein.“
Dass der Wechsel einen Tag vor dem Halbfinal-Hit des BVB gegen Real Madrid publik wurde, bedauert der Bayern-Boss. „Ich wünsche Borussia Dortmund, dass sie damit genauso gut umgehen wie wir. Denn wir haben uns überhaupt nicht davon beeinflussen lassen“, sagte Rummenigge. „Dass es am Dienstag bekanntgeworden ist, war auch nicht in unserem Interesse. Wir wollten das ursprünglich erst am Donnerstag bekanntgeben, aber das kann man nicht ändern.“