Deutschlands Halbfinalgegner Das ist Mexiko: Chicharito, Taktik-Wüterich und ein Oldie

Kasan (dpa) - Zum Start der Vorbereitung auf das große Duell mit der verehrten Fußball-„Weltmacht“ Deutschland gönnt sich Javier Hernández eine Auszeit.

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Gemächlich joggt Mexikos Topstar um den Platz und räkelt sich auf einer Yogamatte, während die Teamkollegen in Kasans Zentralstadion vor der Traum-Kulisse mit der Kul-Scharif-Moschee schwitzen. Eine Verletzung? Nein, nein, beschwichtigt ein Sprecher die aufgeregten Reporter aus Mexiko. Hernández sei „nur ein bisschen müde“, ergänzt Mittelfeldspieler Jonathan dos Santos kurz vor dem Abflug nach Sotschi.

Ein Ausfall des als Chicharito bewunderten Rekordtorschützen wäre ein Drama für den Gold-Cup-Sieger, dessen Angriff maßgeblich vom Schwung des Stürmers von Bayer Leverkusen abhängt. Vor dem Duell mit seiner Wahlheimat am Donnerstag ruhen die Hoffnungen vor allem auf Hernández, der der Partie gegen die „potencia mundial“ (Eigenaussage) entgegenfiebert. Doch was zeichnet El Tri, wie Mexikos Team genannt wird, ansonsten aus? Ein Überblick:

TAKTIK-WÜTERICH: Juan Carlos Osorio ist vernarrt in Taktik. Minutenlang kann Mexikos Coach über das von ihm geschätzte 4-3-3-System dozieren. Auch die Vorzüge einer Rotation erklärt der 56-Jährige wortreich - seine Startelf änderte er beim Confed Cup einmal auf acht und dann wieder auf neun Positionen. Doch am Seitenrand kann der Ex-Assistent von Kevin Keegan bei Manchester City schnell vom netten Professor Osorio zum Wüterich werden. Wüst beschimpfte er Neuseelands Assistenten als „Motherfucker“ - die FIFA ließ es ihm durchgehen. Das deutsche Team lobte Osorio bereits, bevor das Duell feststand: „Sie erneuern gerade ihr Team, sie haben eine gute Mischung aus Spielern, die erfahren sind und Spielern, die um ihren Platz im Team kämpfen.“

VIELSEITIGKEIT: Sechs Spieler für sechs Tore: Mexiko hat so viele Torschützen wie sonst nur Portugal im Team. Der flexible Angriff ist schwer berechenbar - und unermüdlich. In allen drei Gruppenspielen lag El Tri zwischendurch einmal zurück. Die Verteidigung ohne klaren Abwehrchef erwies sich allerdings mehrfach im Turnier als anfällig. Und doch soll im fünften Turnierduell mit dem DFB-Team der erste Sieg her. „Mexiko hat die Chance, die Überlegenheit Deutschlands zu brechen“, schrieb die Sportzeitung „Récord“ voller Hoffnung.

BUNDESLIGA: Nicht nur Chicharito kennt viele deutsche Spieler aus dem Liga-Alltag. Marco Fabián spielt seit anderthalb Jahren für Eintracht Frankfurt, im Nationalteam ist der offensive Mittelfeldspieler derzeit meist nur als Joker vorgesehen. Für seinen neuen Teamkollegen Carlos Salcedo ist der Confed Cup beendet: Mit einer Sprengung des Schultereckgelenks ging es vergangene Woche zurück in die Heimat.

ELDER STATESMAN: Mit 38 Jahren ist Rafael Marquez der älteste Spieler bei diesem Confed Cup - und der einzige, der bereits die Trophäe in den Händen hatte. Vor 17 Jahren holte der frühere Innenverteidiger des FC Barcelona die Trophäe. Inzwischen kommt ihm eher die Rolle des Elder Statesman zu. Nur 22 Minuten durfte Marquez bislang ran, zeigte mit einem eingesprungenen Tackling gegen Neuseeland zumindest, dass er in Sachen Härte nichts verlernt hat. Die Geschwindigkeitsdefizite lassen sich aber auch im Training nicht verbergen. Im April wurde er am Rücken operiert. „Wir können uns nicht von der Evolution freimachen“, sagte Osorio über den Ex-Kapitän. „Ich denke, dass Rafael diese Erneuerung auf die beste Art und Weise unterstützt.“