„David gegen Goliath“: Erwartungen in Polen gedämpft
Warschau (dpa) - Vor dem Spiel gegen den großen Nachbarn Deutschland macht Polens Stürmerstar Robert Lewandowski seinen Landsleuten Mut. „Wir werden uns nicht einschüchtern lassen“, versprach der Torjäger des FC Bayern München.
„Mich interessiert nicht, dass die der aktuelle Weltmeister sind. Für mich ist das ein Spiel um drei Punkte“, gab sich Defensivspieler Lukasz Szukala selbstbewusst. Ein bisschen skeptischer ist vor der Partie im Nationalstadion von Warschau Torhüter Artur Boruc: „Machen wir uns nichts vor, wir werden so spielen, wie es die Deutschen zulassen. Sie sind klarer Favorit.“
Nationaltrainer Adam Nawalka erwartet im Spiel des Jahres, dass seine Mannschaft vor den großen Namen nicht in Ehrfurcht erstarrt. „Alles fängt mit dem Glauben an“, beschwor der Coach polnisches Selbstvertrauen. „Man muss Respekt haben, aber wir dürfen keine Angst fühlen.“ Dabei sind die Erwartungen in der Öffentlichkeit bescheiden. „Selbst im Kampf zwischen David und Goliath gab es nicht so ein Ungleichgewicht der Kräfte“, klagte ein Kommentator des Internetportals „Sport.pl“.
Polen liegt nur auf Platz 70 der FIFA-Weltrangliste - Deutschland ist Weltmeister. Der 7:0-Sieg gegen den Fußball-Zwerg Gibraltar im ersten Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 2016 wurde in Polen zwar bejubelt. Aber die Realität am Samstag dürfte eine ganz andere sein als bei dem Spiel Anfang September im portugiesischen Faro.
Einigen Fußball-Experten macht der Ausfall der Leistungsträger Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira und Mesut Özil im deutschen Team Mut. „Wenn wir gegen diese deutsche Mannschaft nicht gewinnen können, wann werden wir es jemals schaffen?“, fragte ein Fernsehkommentator. Grzegorz Mielcarski von der Sportzeitung „Przeglad Sportowy“, selbst ehemaliger Nationalspieler, ist diese Sicht zu einfach: „Hören wir auf, so zu tun, als seien die Deutschen schwach“, warnte er.
Der Blick in die deprimierende Statistik tut ein übriges, um die Zuversicht zu dämpfen. Das (bundes-)deutsche Team ist die einzige Nationalmannschaft, gegen die Polen noch nie gewinnen konnte. In den 18 Spielen seit Dezember 1933 kassierte man zwölf Niederlagen und spielte sechsmal unentschieden. „Machen wir es den Handballern und den Volleyballern nach!“, verweisen Optimisten auf die Erfolge der Polen in anderen Sportarten.
Umfragen zeigen die gedämpften Erwartungen im Lande. „Was für ein Ergebnis gegen Deutschland wäre ein Erfolg für Polen?“, fragte etwa das Internetportal „TVN 24.pl“ - und während immerhin 28 Prozent der mehr als 7000 Teilnehmer nur einen Sieg gutheißen wollen, sind 21 Prozent schon mit einer knappen Niederlage zufrieden. Ein Viertel der Umfrageteilnehmer könnte sogar mit einer 0:5-Niederlage leben - die Brasilianer verloren bei der WM im eigenen Land schließlich noch höher gegen Deutschland.