Der Schachzug Solbakken
Beim 1. FC Köln soll ein Norweger Trainer werden.
Köln. Als Volker Finke im Februar seinen Posten als Sportdirektor beim Fußball-Erstligisten 1. FC Köln angetreten hatte, verkündete er seine künftige Transfer-Philosophie: „Am besten sind die Transfers, die erst bekannt werden, wenn die Tinte unter dem Vertrag schon getrocknet ist.“ An diesem Anspruch ist Finke bei seinem Königstransfer offenbar gescheitert. Seit Tagen geistert der Name des Norwegers Stale Solbakken (43) um das Kölner Geißbockheim, am Donnerstag nun wurde der Name des neuen Trainers annähernd bestätigt — wenn auch nicht vom FC selbst.
Wie der norwegische Fernsehsender „TV2“ meldete, stehe die Vertragsunterzeichnung „unmittelbar bevor“. Finke wollte dazu am Donnerstag keine Stellungnahme abgeben. Alles aber läuft auf den Kandidaten vom FC Kopenhagen hinaus, der sich im europäischen Fußball einen glänzenden Ruf erarbeitet hat, eigentlich aber im Januar 2012 die norwegische Nationalelf von Egil Olsen übernehmen sollte. Köln soll bereit sein, eine angemessene Entschädigungssumme an den norwegischen Fußball-Verband zu zahlen, über deren Höhe derzeit noch verhandelt werden dürfte.
Rune Bratseth, ehemaliger Bundesligaspieler bei Werder Bremen, begrüßt einen Wechsel seines norwegischen Landsmanns an den Rhein: „Köln ist ein schlafender Riese. Stale hat die richtige Entscheidung getroffen.“ Solbakken, der 58 Länderspiele für Norwegen bestritt, hatte zuletzt beim dänischen Meister FC Kopenhagen großen Erfolg, als er die Mannschaft ins Achtelfinale der Champions League führte.
Ein Erfolg, der auch den Hamburger SV vor Wochen auf den Plan rief, ehe man sich doch für den aktuellen Trainer Michael Oenning entschied. Und so soll Solbakken, der seit einem Herzstillstand als aktiver Profi 2001 einen Herzschrittmacher trägt, nun der Trainer in Köln werden, der mit Finke „wunderbar über Fußball streiten soll“, wie es der derzeitige Interimstrainer im Anforderungsprofil formulierte.
Ohne Zweifel ist Solbakken ein geschickter Schachzug Finkes in einer für ihn schwierigen Zeit. Wenige Wochen nach dem Rücktritt des beliebten Frank Schaefers, den die Fans noch immer Finke zuschreiben, kommt ein hierzulande völlig unbelasteter Trainer in die Domstadt. Finke erspart sich ungeliebte Vorurteile, ein Neuanfang könnte tatsächlich möglich sein.