Fußball in Corona-Zeiten Der VfB Hilden – ein Verein ohne Vereinsleben
Hilden · Seit fast vier Monaten steht die Oberliga Niederrhein still. Jetzt fürchtet der VfB gravierende Auswirkungen durch die Corona-Pandemie und fragt sich, wie er auf Sponsoren zugehen soll.
„Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“. So heißt ein eher unbekannter, bei vielen Fußball-Fans jedoch äußerst beliebter Song der Wattenscheider Band „Die Kassierer“. Beim VfB Hilden sind sie allerdings recht froh darüber, dass das Bier alle ist. So kamen in der auf Grund der Corona-Pandemie seit November brach liegenden Fußball-Saison der Oberliga Niederrhein immerhin ein paar Euro in die Kasse. „Wir haben alle 1000 bestellten Flaschen unseres ,1903Bier’ entweder verkauft oder an die Sponsoren verschenkt. Wenn die Saison weitergeht, dann werden wir natürlich nachordern“, sagt Maximilian Kulesza.
Seit zwei Jahren ist der Wirtschaftsjurist erster Vorsitzender des 1903 gegründeten Vereins aus dem nördlichen Zentrum Hildens. Im vergangenen Sommer hatte er mit dem Fünftligisten begonnen, bei Heimspielen ein eigenes Club-Bier anzubieten. Hergestellt wird es von den zwei Hildener Hobby-Brauern Steffen Kirchhoff und Pavel Pilz in der Manufaktur am Feuerwehrhaus im Hildener Süden. Ein helles Bier Pilsener Brauart von Hildenern für Hildener. Doch bisher konnten auf der Sportanlage an der Hoffeldstraße lediglich drei Spiele absolviert werden. Insgesamt hat der VfB Hilden erst sieben der bis zum 20. Juni vorgesehenen 44 Spiele ausgetragen.
Eine komplette Saison 2020/21 wird es nicht mehr geben
„Wir hatten drei positiv getestete Spieler, aber 17 einsatzfähige Akteure. Dennoch mussten alle in Quarantäne und es wurden drei Partien von uns abgesetzt. Wenn wir wieder starten, dann darf es das nicht mehr geben. Selbstverständlich fügen wir uns den Anordnungen von Politik sowie Behörden und wir haben auch an keiner Petition mit Forderung nach Training teilgenommen. Doch mit den Schnelltests sollte es bei einem Re-Start möglich sein, die Spiele auszutragen. Ansonsten warten wir eben mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebes bis nach Corona“, erklärt Kulesza.
Die Wiederaufnahme des Spielbetriebes wird aktuell in Video-Konferenzen der 23 Vereine besprochen. Seit Anfang November ruht der Ball in der Oberliga Niederrhein, der VfB Hilden bestritt seine bislang letzte Partie am 25. Oktober gegen Union Nettetal (5:0).
Als Termin für einen Re-Start mit Zuschauern wird derzeit der 11. April gehandelt. Hört sich machbar an, die Zeit jedoch drängt. „Wir brauchen drei bis vier Wochen Vorbereitungszeit, sonst wird es viele Verletzungen geben“, sagt Kulesza. Schließlich sind die Spieler eher Amateure als Halb-Profis.
Schon jetzt ist klar – es kann maximal die Hinrunde beendet werden, eine komplette Saison ist für 2020/21 nicht mehr möglich. Minimalziel sind 253 der 506 Begegnungen. Das ist die Hälfte, womit die Saison gewertet werden darf – gegebenenfalls unter Verwendung der Quotientenregelung. Der fehlende Sport allerdings ist für Maximilian Kulesza gar nicht mal das Schlimmste an der Situation. „Es fehlt einfach das gesellige Vereinsleben, das Kaffee trinken im Clubhaus, die Gespräche unter unseren Mitgliedern. Einmal die Woche bin ich für Papierkram in der Geschäftsstelle, ansonsten ist alles komplett runtergefahren.“
Immerhin kann der 37-Jährige verkünden, dass den VfB Hilden keine finanziellen Probleme drücken – zumindest nicht bis zum Sommer. Der Saison-Etat in Höhe von 180 000 Euro ist durch rund 50 Sponsoren gedeckt. „Unsere Gönner zahlen immer vor Beginn einer Spielzeit die komplette Summe, die sie einbringen möchten. So ist unsere Liquidität stets sichergestellt.“ Doch Kulesza hat große Sorgen um die nächste Saison. „Ich sehe auf alle Vereine massive Schwierigkeiten zukommen – wie soll ich im Sommer die Sponsoren neu ansprechen?“
Der gebürtige Langenfelder fürchtet, dass einige Unterstützer die Corona-Krise als Ausrede zum Ausstieg aus dem Business-Club der Schwarz-Weißen nutzen könnten. Bei anderen Gönnern kann er die Nöte für einen eventuellen Rückzug verstehen. „Wir haben viele Sponsoren aus der Gastronomie. Wenn diese jetzt Leute entlassen müssen, können sie schlecht darstellen, 1000 Euro für einen Fünftligisten auszugeben.“
Derzeit ist für Maximilian Kulesza die neue Spielzeit 2021/22 nur nebulös zu planen. Dabei will er doch, dass es beim VfB Hilden nur eine schlimme Sorge gibt – nämlich, dass das Bier alle ist.