DFB-Chef: Löw bleibt auf Trainer-Bank - Ziel EM-Titel
Bad Gögging (dpa) - DFB-Präsident Wolfgang Niersbach befürchtet nach dem überraschenden Rücktritt von Kapitän Philipp Lahm keine ähnliche Reaktion von Weltmeister-Coach Joachim Löw.
Der Verbandschef ist auch eine Woche nach dem WM-Finale in Brasilien fest überzeugt davon, dass Löw die deutsche Nationalmannschaft als Bundestrainer zur Fußball-Europameisterschaft 2016 führen wird.
„Die Dinge sind geklärt. Am 3. September ist das nächste Länderspiel, wieder gegen Argentinien. Und es ist klar, wer dann auf der Bank sitzen wird“, sagte Niersbach am Rande des Verbandstages des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) in Bad Gögging - er meinte den 54 Jahre alten Amtsinhaber Löw.
Nach dem Rückzug des 30-jährigen Lahm, der auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn als Nationalspieler aufhört, müssten sich die Fans nicht sorgen, dass Löw seine Arbeit als Nationalcoach ebenfalls abrupt beenden könnte. „Um den Bundestrainer brauchen Sie sich nie Sorgen zu machen. Er hat einen erstklassigen Arbeitgeber“, sagte Niersbach in einem ARD-Interview und antwortete auf die Frage zu einer Fortsetzung der Zusammenarbeit: „Ich kann Ihnen kein Anzeichen geben, was dagegen sprechen würde.“
Löws Vertrag war schon vor der Weltmeisterschaft in Brasilien bis zum EM-Turnier 2016 in Frankreich verlängert worden. Löw selbst hatte nach dem gewonnenen Finale gegen Argentinien allerdings betont, dass er „erst mal zur Ruhe kommen“ müsse und dann ein mit Niersbach verabredetes Gespräch führen werde. Die Spieler müssten nach drei Wochen Urlaub wieder bei ihren Vereinen antreten. „Da habe ich es etwas besser“, sagte Löw der „Bild“.
Die Nationalmannschaft startet erst Anfang September in die neue Länderspiel-Saison. Vier Tage nach dem Freundschaftsspiel am 3. September in Düsseldorf gegen Argentinien beginnt in Dortmund gegen Schottland die Qualifikation für die EM 2016.
Niersbach wies in Bad Gögging darauf hin, dass Löw bei der Frage nach einer neuen Motivation als Bundestrainer selbst „die Parallele“ zu Spaniens Nationalcoach Vicente del Bosque gezogen habe. Del Bosque hatte nach dem WM-Triumph 2010 ebenfalls zwei Jahre später den EM-Titel mit der spanischen Auswahl errungen. „Das ist auch das Ziel von Joachim Löw“, versicherte Niersbach mit Blick auf das nächste große Turnier.
Der Verbandschef betonte auf dem bayerischen Verbandstag, dass der DFB sich nach dem vierten WM-Titel „nicht zurücklehnen“ werde. Im Gegenteil: „Wir wollen nicht wieder 24 Jahre warten, um Weltmeister zu werden.“ Der Rücktritt von Kapitän Lahm, dem womöglich auch der des 36-jährigen Torjägers Miroslav Klose folgen könnte, trifft den Weltmeister nach Ansicht von Niersbach sportlich hart. „Wir alle werden Philipp Lahm vermissen. Jetzt müssen wir mit der Situation fertig werden“, erklärte er.
Trotz des Weltmeister-Titels gebe es Baustellen, die Löw in den kommenden Monaten bearbeiten müsse. „Wir haben auf drei Positionen insgesamt Probleme. Das sind die beiden Außenverteidiger und die klassischen Stürmer. Ich glaube, dass auf diesen Positionen unsere Trainer gerade im Nachwuchsbereich gefordert sind, dass wir neue Philipp Lahms bekommen“, sagte der 63 Jahre alte Niersbach.
Vom WM-Titel erhofft sich der DFB-Präsident „einen Run auf unsere Vereine“ wie nach dem Triumph 1990: „Damals hatten wir im Sog des WM-Gewinns in Italien 100 000 Neuanmeldungen.“