DFB contra FIFA: Hickhack um nationale Ethikkommission
Frankfurt/Main (dpa) - Die Reform-Offensive beim Fußball-Weltverband FIFA geht dem DFB in einem Punkt formaljuristisch zu weit. Die FIFA-Spitze erwartet von jedem Nationalverband, dass er eine eigene Ethikkommission ins Leben ruft, damit Verstöße ohne Hilfe aus Zürich geahndet werden können.
Dagegen wehrt sich der Deutsche Fußball-Bund, weil er mit seinem Zwei-Kammern-System keinen Bedarf sieht. „Für eine verbindliche Vorgabe der Verankerung einer Ethikkommission sowie eines Ethikreglements sehen wir keine Notwendigkeit“, schrieb DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock nach Angaben der „Welt am Sonntag“ am 6. Januar in einem Brief an Gianni Infantino, den Generalsekretär der Europäischen Fußball-Union UEFA.
„Dies käme einer Parallel-Gerichtsbarkeit gleich. Denn mit der unabhängigen DFB-Sportgerichtsgerichtsbarkeit verfügen wir über ein funktionierendes Zwei-Kammern-System mit Anklage und Rechtsprechung“, sagte ein DFB-Sprecher am Sonntag mit Blick auf das DFB-Sportgericht und den Kontrollausschuss.
Die UEFA hatte bei ihrem Kongress in Astana entschieden, dass die europäischen Nationalverbände den Ethik-Aspekt sukzessive in ihre Statuten festschreiben lassen. Das will der DFB beim nächsten ordentlichen Bundestag im Jahr 2016 in Erfurt formell erledigen.
„Gelebte Praxis seit vielen Jahren ist, dass der Kontrollausschuss sich auch ethischen Aspekten widmet und ermittelt, beispielsweise bei Schmährufen oder Vergehen mit rassistischem Hintergrund“, erklärte der Sprecher des Verbandes.