DFB-London-Duo zwischen Frust und Freude

Paris (dpa) - Per Mertesacker hat gegen Frankreich sein bestes Länderspiel seit langem abgeliefert. Entsprechend beschwingt konnte sich der Defensivmann auf den Heimweg nach London machen. Sein Club-Kollege Lukas Podolski nutzte die Pariser Bewährungschance hingegen nicht.

Bei der kleinen deutschen Reisegruppe auf dem Weg von Paris nach London hätte die Stimmungslage unterschiedlicher nicht sein können. Per Mertesacker verließ die französische Hauptstadt mit dem lange vermissten Hochgefühl, wieder einmal eine tragende Säule bei einem wichtigen Sieg der Fußball-Nationalmannschaft gewesen zu sein. Mit einem Lächeln auf den Lippen entschwand er aus den Katakomben des Stade de France. Lukas Podolski musste über seinen Beitrag zum historischen 2:1 der DFB-Auswahl in Frankreich sicherlich länger grübeln. Auch das Lob des Bundestrainers klang nicht wie ein Feuerwerk an Ovationen für den früheren Kölner.

„Es war wahnsinnig wichtig, dass beide Außenspieler gegen die Franzosen weite Wege gehen, weil Frankreich über außen ständig in der Offensive ist. Lukas hat das gemacht, daher war ich zufrieden“, sagte Joachim Löw über den ersten Auftritt Podolskis in der Startformation seit dem verlorenen EM-Halbfinale gegen Italien. Was Podolski daran missfallen könnte: Löws Statement erinnerte fatal an die Aussagen im Sommer 2012, als der Offensivmann defensiv solide war, aber seine Explosivität vermissen ließ und letztlich seinen Stammplatz verlor.

In London hatte Podolski zuletzt deutlich mehr Lob bekommen als sein Landsmann Mertesacker. Die Engländer mögen den Typ Poldi einfach - viel Power und viel Herz. Beim FC Arsenal nehmen sie ihm nach sieben Monaten schon ab, dass er sich wie ein echter „Gunner“ fühlt. Mertesacker hat da oft einen schwereren Stand. Sein französischer Club-Coach Arsene Wenger wird aber mit Zufriedenheit gesehen haben, wie Mertesacker gegen seine Landsleute verteidigte: Kompromisslos, mit gutem Auge und dem feinen Gespür für die moralisch große Bedeutung des Erfolgs.

Als Mertesacker in der Nachspielzeit zum x-ten Mal einen gefährlichen Versuch der Franzosen abgeblockt hatte, machte er ungewöhnlich leidenschaftlich die Säge-Geste. Der 28-Jährige wusste, dass seine Rettungstat den Sieg gesichert hatte. Da kann man auch als eher spröder Niedersachse in einem Testspiel mal emotional werden.

Beiden London-Gastarbeitern ist ein Stammplatz im DFB-Dress keinesfalls sicher. Für Mertesacker wird sich die Frage aber erst stellen, wenn der Münchner Holger Badstuber von seinem Kreuzbandriss genesen ist und sich Löw zwischen dem Münchner, ihm und Mats Hummels entscheiden muss. Podolski muss sich trotz nun 107 Länderspielen wohl erstmal wieder hinter Fußballer des Jahres Marco Reus anstellen.