Aalen im BVB-Fieber - „Erstarren nicht in Ehrfurcht“
Aalen (dpa) - Noch im Sommer wagte Ralph Hasenhüttl wohl kaum von einem Duell mit Doublesieger Borussia Dortmund zu träumen. Der Coach des VfR Aalen war schwer erkrankt, Sportdirektor Markus Schupp musste sich schon Gedanken über einen neuen Cheftrainer machen.
Doch am Dienstag erlebt der Zweitliga-Neuling von der Ostalb einen wahren Fußball-Festtag. Der Außenseiter aus der 67 000 Einwohnerstadt empfängt im DFB-Pokal Titelverteidiger Dortmund. „Wir werden nicht in Ehrfurcht erstarren. Und wir wissen, dass wir unangenehm zu spielen sind“, sagte der frühere Bundesligastürmer Hasenhüttl. Eines will der ehemalige österreichische Nationalspieler auf keinen Fall tun: vom grundsätzlichen Konzept abweichen. „Wir werden nicht anders spielen als es unsere Fans gewohnt sind. Wenn wir dann unseren Plan gut umsetzen und das nötige Spielglück haben, dann werden wir ein gutes Bild abgeben.“
Vor allem von einer extrem defensiven Ausrichtung will der Trainer des beachtlich gestarteten Tabellenachten nichts wissen. „Wir werden sicherlich nicht den Mannschaftsbus in den Fünfmeterraum stellen“, meinte der 45-Jährige mit einem Augenzwinkern.
Dabei war der Start in die erste Aalener Zweitligasaison denkbar schlecht. Im Trainingslager in Leogang meldete sich Hasenhüttl, der im Januar 2011 angeheuert hatte, krank. Wie sich später herausstellte, setzte ein Hantavirus, dessen Symptome einer Grippe ähneln, den Fußballlehrer drei Wochen lang außer Gefecht.
„Ich werde noch näher an die Mannschaft rücken“, kündigte damals Sportdirektor Markus Schupp an, der sich schon Gedanken über einen neuen Cheftrainer machen musste. Doch dann die Kehrtwende: Aufstiegscoach Hasenhüttl kehrte überraschend zurück und verzückte bei der Zweitligapremiere in Duisburg mit einem 4:1-Erfolg die ganze Ostalb. „Es war die Hölle“, meinte der VfR-Trainer später über die schweren Wochen seiner Krankheit.
Ruhe kehrte deshalb vorerst jedoch keine ein - zumindest abseits des Platzes. Denn kurz vor Ende der Wechselfrist sorgte Kevin Kampl für Aufregung. Der überragende Mittelfeldspieler, im Mai für 250 000 Euro Ablöse vom Drittligisten VfL Osnabrück verpflichtet, sagte nach rund zwei Monaten wieder Servus. Der slowenische Nationalspieler zog für die Ablöse von drei Millionen Euro weiter zu RB Salzburg.
Doch auch diesen personellen Tiefschlag steckte Aalen weg und hat sich mittlerweile mit 16 Zählern nach elf Partien in der 2. Liga etabliert. Nun gilt aber alle Konzentration dem Riesenlos Dortmund.
Hasenhüttl war auch vergangene Woche beim berauschenden 2:1-Sieg der Borussia in der Champions League gegen Real Madrid, um den kommenden Gegner unter die Lupe zu nehmen. „Als ich das gesehen habe, habe ich gedacht, dass ich nun einen besseren Plan haben muss als Real Madrid“, meinte Hasenhüttl und fügte hinzu: Er könne aber schlecht sagen, dass er mehr Ahnung habe als José Mourinho. Für die Pokalsensation wird aber genau das nötig sein.