Außenseiter Illertissen vor Pokal-Hit: Business as usual
Illertissen (dpa) - Von einem Jahrhundertspiel wollen die Verantwortlichen des FV Illertissen nichts wissen. Der bayerische Regionallist ist vor dem Erstrundenduell im DFB-Pokal am Sonntag gegen Werder Bremen um Gelassenheit bemüht.
Bis auf den Umzug ins 30 Kilometer entfernte Ulmer Donaustadion ist größtmögliche Normalität angesagt. „Die Abläufe werden sein wie immer“, erklärte Trainer Holger Bachthaler. „Wir trainieren viermal die Woche und gehen dann freudig an diese Aufgabe heran.“
Zwischen Spielen gegen den VfR Garching und die zweite Mannschaft der Spielvereinigung Greuther Fürth wartet nun also der viermalige deutsche Meister und sechsmalige DFB-Pokalsieger, der im Pokal zuletzt drei Erstrundenpleiten in Serie kassierte. Wirklich business as usual? „Das ist ein ganz besonderes Ereignis, das wir uns mit den Leistungen aus der vergangenen Spielzeit verdient haben“, gab Bachthaler immerhin zu.
Die drei Klassen Unterschied zu den Norddeutschen schrecken ihn nicht. Schließlich bekam es der FV Illertissen auch zum Pokalauftakt der vergangenen Saison mit einem Erstligisten zu tun und schrammte beim 0:2 gegen Eintracht Frankfurt nur knapp an einer Überraschung vorbei. Gegen die Eintracht habe sich sein Team ordentlich aus der Affäre gezogen, so Bachthaler, diesmal „darf es gerne etwas mehr sein“ - obwohl die Provinzkicker nur drei Profis im Kader haben.
Die Amateure hoffen auf den Heimvorteil. Knapp 10 000 Zuschauer werden im Donaustadion erwartet - Platz würde es für alle 16 000 Einwohner Illertissens bieten. Im Vorjahr mussten die bayerischen Schwaben noch in das knapp 100 Kilometer entfernte Augsburg umziehen, weil sich die Stadt Ulm gegen die Austragung querstellte. „Wir freuen uns sehr, dass wir diese Partie in Ulm austragen dürfen. Das ist für unsere Fans wichtig und für uns ein Vorteil“, sagte Geschäftsführer Matthias Endler und fügte ohne Scheu an: „Früher kannte ich bei Bremen die ganze Mannschaft, inzwischen nur noch ein paar wenige Spieler.“
Die Bremer Pleitenserie im Pokal macht Mut. Nach einer erneut durchwachsenen Spielzeit steht das Team von Trainer Robin Dutt bei der Dienstreise nach Ulm unter Zugzwang. Der letzte Sieg in diesem Wettbewerb, ein 4:0 bei Rot Weiss Ahlen, wurde 2010 noch mit dem damaligen Jung-Nationalspieler Mesut Özil eingefahren. Danach folgten drei Erstrundenblamagen bei Drittligisten: 1:2 beim 1. FC Heidenheim, 2:4 nach Verlängerung bei Preußen Münster und 1:3 nach Verlängerung beim 1. FC Saarbrücken.
Parallelen zu diesen Pleiten möchte in Illertissen niemand ziehen. „Die Situation ist nicht vergleichbar. Diese Niederlagen gegen Profimannschaften haben keinerlei Relevanz für das anstehende Spiel“, warnte Bachthaler. Sein Team sei „absoluter Außenseiter“.
Für Illertissen ist es finanziell auf jeden Fall das Spiel des Jahres. Die erste Pokalrunde honoriert der DFB mit 140 000 Euro, bei einem Weiterkommen winken in der zweiten Hauptrunde jetzt sogar 268 000 Euro. Dazu kommen die Zuschauereinnahmen, die sich die Vereine im Pokal allerdings teilen - ein großer Zahltag ist gewiss.
In der bereits gestarteten Regionalligasaison peilt Illertissen erneut die bayerische Amateurmeisterschaft und die Qualifikation für den DFB-Pokal an. Aufsteigen in die 3. Liga kann der Club nicht - es würde schlicht ein taugliches Stadion fehlen. „Dies“, sagt Geschäftsführer Endler, „würde 3,8 Millionen Euro kosten.“ In dieser Rechnung wäre selbst eine Pokalüberraschung gegen Bremen nur ein kleiner Schritt.