Bayern-Querelen: Nerlinger ermahnt van Gaal
München (dpa) - Erst Hoeneß, nun Nerlinger - vor der kniffligen DFB-Pokal-Aufgabe des FC Bayern in Aachen rumort es weiter beim deutschen Fußball-Meister.
Nach den neuerlichen kritischen Tönen des Vereinspräsidenten Uli Hoeneß rief Sportdirektor Christian Nerlinger Trainer Louis van Gaal energisch zur Ordnung und erteilte dem Holländer öffentlich eine erstaunlich scharfe Rüge - und das kurz nach dem eigentlich wogenglättenden 5:1-Heimsieg in der Bundesliga gegen den 1. FC Kaiserslautern.
Der Anlass für Nerlingers verbalen Konter war eigentlich banal. Nachdem der Sportdirektor berichtet hatte, dass der am Knie verletzte Franck Ribéry womöglich nicht schon an diesem Wochenende in Bremen wieder dabei sein werde, hatte van Gaal Nerlinger zurechtgewiesen, dass solche Erklärungen nicht zu seinen Aufgaben zählen würden.
„Sich darüber aufzuregen“, dass er sich zu Ribérys Zustand „nach Absprache mit den Ärzten“ geäußert habe, empfinde er als „lächerlich“, tadelte Nerlinger den Trainer in der „Bild“-Zeitung und konterte seinerseits: „Es ist nicht die Aufgabe des Trainers, meine Aussagen öffentlich zu kommentieren. Als direkter Vorgesetzter und auch sportlich Mitverantwortlicher ist es mein Recht und auch meine Pflicht, mich zu solchen Dingen zu äußern.“
Dass Nerlinger sich so schroff äußert, muss van Gaal alarmieren. Der Manager, der nach außen bislang stets als großer Befürworter des Trainers innerhalb der Münchner Führungsetage in Erscheinung trat, schwenkt mit den Aussagen auf die Hoeneß-Linie ein. „Er muss wissen, dass es in diesem Verein auch andere Personen gibt, die für den sportlichen Bereich verantwortlich sind“, sagte Nerlinger Richtung Trainer.
Die Alleingänge des Holländers missfallen den Verantwortlichen. Zuletzt war es die Verfahrensweise beim Torwartwechsel von Jörg Butt zu Thomas Kraft. Auch Nerlinger fühlte sich im Winter-Trainingslager in Katar von van Gaals Plänen überrollt. „Wir müssen insgesamt einen Weg finden, professionell miteinander umzugehen“, mahnte er nun.
Die Distanzierung des Sportdirektors vom Trainer gibt dem Pokal- Viertelfinale am Mittwoch beim Bayern-Schreck Alemannia Aachen zusätzliche Brisanz. Ein K.o. gilt intern als unverzeihlich. Das Endspiel in Berlin gilt als möglicher Rettungsanker einer bislang nicht befriedigenden Saison.
„Der Pokal ist definitiv der kürzeste Weg zum Erfolg“, erklärte Mario Gomez am Montag. Ein Scheitern beim Zweitligisten „wäre eine große Blamage“, sagte der Torjäger. Es wäre nicht Bayerns erste Pokalpleite in Aachen: 2004 unterlagen sie auf dem Tivoli ebenfalls im Viertelfinale 1:2, 2006 hieß es im Achtelfinale sogar 2:4.
Von den Querelen zwischen Vereinsführung und Trainer wollen sich die Spieler nicht irritieren lassen. „Innerhalb der Mannschaft ist das nullkommanull Thema“, behauptete Gomez. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge setzt auf den Erfolg als Beruhigungsmittel. „Wichtig ist, dass wir gewinnen und dann unsere Ziele sportlich erreichen. Dann wird am Ende auch jeder zufrieden sein“, sagte er am Wochenende.
„Ich glaube nicht, dass wir ein Fall für die Krankenstation sind. Wir werden das schon hinkriegen“, erklärte Rummenigge zur sportlichen Lage des Rekordmeisters. Er hofft weiter auf einen gemeinschaftlichen Erfolgsweg der Vereinsführung mit dem Trainer: „Es wäre immer der Wunsch des FC Bayern, dass wir gemeinsamen Schrittes marschieren und wenn es ein Problem gibt, dass wir das intern lösen.“