Bayerns Badstuber hat wieder „riesig Spaß“
Münster (dpa) - Holger Badstuber strahlte - und nach seinem geglückten Pflichtspiel-Comeback mehr als 20 Monate nach dem ersten von zwei Kreuzbandrissen hatte er allen Grund dazu.
„Es hat riesig Spaß gemacht, ein Sieg ist rausgesprungen - ein guter Tag“, resümierte der 25 Jahre alte Fußball-Nationalspieler, dessen Rückkehr in den Wettkampfbetrieb beim 4:1-Sieg des FC Bayern München beim Drittligisten Preußen Münster einer der emotionalen Momente der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde war.
Pep Guardiola, der den Innenverteidiger in München bislang nur verletzt gekannt hatte, war ebenfalls berührt. „Im letzten Spiel hatten wir die schlimme Nachricht mit Javi. Jetzt haben wir die schöne Nachricht mit Badstuber. Ich freue mich für ihn“, sagte der Trainer. Der Spanier hatte Badstuber nach dem Martínez-Ausfall in die Dreierkette neben Weltmeister Jérome Boateng und Dante gestellt.
Der Rückkehrer hielt 78 Minuten durch. Er wirkte erstaunlich souverän, leistete sich nur wenige Passfehler im Aufbauspiel und verteidigte solide. Bei seiner Auswechslung applaudierten sogar viele Preußen-Fans. „Er hat gut gespielt. Wir haben seine Qualität, seinen linken Fuß und seine Persönlichkeit gesehen. Er hat viel gekämpft“, lobte auch Guardiola seine neue Abwehr-Option: „Das ist nicht einfach, wenn du einen Kreuzbandriss hattest und danach noch eine neue Operation.“
Am 1. Dezember 2012 im Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Dortmund hatte Badstubers lange Leidenszeit begonnen. Im rechten Knie riss das Kreuzband, das erst zusammenwuchs und noch vor dem Comeback im Mai 2013 wieder riss. Fünf Monate später konnte bei einer weiteren Operation ein neues Band eingesetzt werden. Jetzt sei das Gelenk endlich wieder „sehr stabil“, wie Guardiola berichtete.
Badstuber sprüht vor Tatendrang. „Ich bin bereit, ich fühle mich gut. Jede Einheit, jedes Spiel ist gut für mich“, sagte er. Sein Ehrgeiz muss aber auch dosiert werden. „Ich weiß, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe. Ich bin bereit, aber der Trainer und andere entscheiden das.“ Die Ärzte und Fitnesstrainer waren gemeint.
Geduld ist gefragt. Zeit, die der Hochleistungsfußball Spielern, Trainern und Vereinen oft nicht gibt. „Ein Kreuzbandriss ist immer eine lange Verletzung“, mahnte Guardiola. Und er meinte damit nicht allein die Heilungszeit: „Holger war fast zwei Jahre verletzt!“
Die Kollegen freuten sich in Münster erst einmal mit für ihn. „Das hat er sich erarbeitet in den letzten Monaten“, sagte Kapitän Philipp Lahm und erinnerte: „Er hat viele Rückschläge gehabt. Dann ist es um so schöner, wenn so ein Spieler wieder auf dem Feld steht. Wir wünschen ihm, dass er wieder in die Form kommt, die er vor der Verletzung hatte.“ Da war Badstuber in der Abwehr des FC Bayern und auch im Nationalteam erste Wahl. Ohne das Pech mit dem Knie wäre der 25-Jährige jetzt vermutlich auch ein Weltmeister von Brasilien.
Badstuber ist wie ein Neuzugang, den der FC Bayern trotzdem nach dem langfristigen Ausfall des vielseitigen Defensiv-Spezialisten Martínez weiter sucht. Denn hinter Badstuber bleibt ein Fragezeichen, ob und wie schnell er wieder den dauerhaft großen Belastungen in der Bayern-Tretmühle mit Bundesliga, Champions League, DFB-Pokal und womöglich irgendwann wieder Länderspielen standhalten kann.
Selbst Badstuber äußerte darum Verständnis, dass nach einem weiteren Abwehrmann gefahndet wird: „Es ist doch normal, dass sich der Verein umsieht.“ Guardiola will noch einen weiteren großen Innenverteidiger mit einem starken rechten Fuß neben Boateng haben. Dante und auch Badstuber sind Linksfüßler. Zu dem Thema hielt sich der Bayern-Coach in Münster zurück. „Keinen Kommentar, aber wir werden es probieren“, sagte er und ergänzte defensiv: „Wir können auch mit den Spielern spielen, die wir heute im Kader haben, kein Problem.“
Oben auf der Kandidatenliste soll Mehdi Benatia stehen. Der Marokkaner ist 27, Nationalspieler, Rechtsfuß, hat beim AS Rom aber noch einen langfristig gültigen Vertrag bis 2018. Billig wäre Benatia also nicht zu haben - auf rund 30 Millionen Euro wird er taxiert.