BVB als „Weihnachtsgeschenk“ für Saarbrückens Coach
Saarbrücken (dpa) - Fast zwei Jahre lang war Milan Sasic von der Bildfläche verschwunden. Zu sehr schmerzte den Kroaten der Rauswurf beim MSV Duisburg im Herbst 2011.
„Davon musste ich mich erst einmal erholen“, sagte Sasic, „für mich war das eine große Ungerechtigkeit.“ Doch inzwischen sind die Wunden bei dem 55-Jährigen verheilt, beim 1. FC Saarbrücken kehrte Sasic Mitte September auf die Trainerbank zurück - und steht mit den Saarländern am Dienstag im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund wieder im Rampenlicht.
„Das ist für die gesamte Region wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“, sagte Sasic vor dem Kräftemessen mit dem scheinbar übermächtigen Champions-League-Finalisten der Vorsaison. „Es ist eine tolle Sache, dass unsere Fans die besten Fußballer der Welt in unserem Stadion zu sehen bekommen.“
Die besten Fußballer der Welt - mit solchen Kalibern hat es Sasic in seiner Trainerkarriere bislang nie zu tun bekommen. Vielmehr ist der als harter Hund bekannte Coach ein Experte für die besonderen Fälle, vor allem darauf spezialisiert, abgestürzte Traditionsclubs wieder auf Kurs zu bringen.
Zu seiner ersten Trainerstation im Profifußball verhalf sich Sasic quasi selbst, als er TuS Koblenz von der Oberliga bis in die 2. Bundesliga führte. Zuvor war er 1991 wegen des Bürgerkriegs aus seiner Heimat geflohen und hatte anschließend nach der Ankunft in Deutschland sogar für ein Straßenbau-Unternehmen malocht. Bis zu 240 Stunden im Monat schuftete der Familienvater für den Unterhalt seiner Angehörigen. Trotzdem ließ es sich der Fußball-Liebhaber nicht nehmen, bei Clubs wie DJK Gebhardshain-Steinebach oder VfL Hamm/Sieg erste Erfahrungen als Trainer zu sammeln.
Den Bonus, ein ehemaliger Profi gewesen zu sein, konnte Sasic nie für sich verbuchen, in der Heimat hatte er lediglich für NK Karlovac gespielt. Sasic musste sich alles hart erarbeiten, weshalb er auch von seinen Spielern viel verlangt. „Ich bin hart, aber immer gerecht“, beschreibt er sich selbst. „Er ist geradlinig und ehrlich. Er sorgt für Disziplin - auf und außerhalb des Platzes“, beschrieb Kaiserslauterns Vorstandsboss Stefan Kuntz den Kroaten einst.
Bei den Pfälzern heuerte Sasic im Februar 2008 nach seiner erfolgreichen Zeit in Koblenz an. In Kaiserslautern übernahm er einen am Boden liegenden Club, schaffte mit dem FCK den Klassenverbleib und klopfte mit den „Roten Teufeln“ im Jahr darauf sogar an das Tor zur Bundesliga - ehe ihm der Stuhl vor die Tür gesetzt wurde.
Das Szenario wiederholte sich in Duisburg. Auch mit den Zebras hatte Sasic trotz finanziell beschränkter Möglichkeiten zunächst Erfolg und führte den MSV 2011 ins Pokalfinale - nur ein Vierteljahr später folgte die bittere Entlassung. „Es scheint immer so zu sein: Ist es schwer, ist der Sasic gut genug, wenn es wieder läuft, kann es ein anderer machen“, sagte der 55-Jährige.
In dem FCS hat er nun den nächsten kriselnden Ex-Bundesligisten übernommen. Mit den Saarländern gilt es zunächst nur, die 3. Liga zu halten. Sasic' Handschrift ist bereits zu erkennen, doch die Erfolge lassen noch auf sich warten. „Wir haben uns bereits stabilisiert, aber die Gesamtsituation bleibt ernst“, sagte Sasic angesichts des vorletzten Tabellenplatzes.
Das Pokalspiel gegen den von Verletzungen gebeutelten BVB ist deshalb nur ein kurzer Ausflug auf die große Fußball-Bühne. Auf der agiert sonst aus der Sasic-Familie nur Schwiegertochter Celia. „Ich bin sehr stolz auf sie, auch weil sie die beste Schwiegertochter der Welt ist“, sagte Sasic über die Nationalspielerin.