BVB treibt Kader-Planung voran - Spekulationen um Hummels
Berlin (dpa) - Nach der kurzen spontanen Party mit Mats Hummels & Co. richteten die Dortmund-Fans sogleich den Blick aufs Endspiel. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, sangen sie voller Leidenschaft.
Mit dem 3:0 über Hertha BSC im Pokal-Halbfinale will sich niemand begnügen. Auch Trainer Thomas Tuchel verspürte Lust auf mehr: „Das hat sehr wohl eine Auswirkung, wie wir auf die Saison schauen. Es ist sehr wichtig, dass wir anerkennen, dass im Finale alles möglich ist. Das heißt, dass wir uns vorbereiten, dass wir sie schlagen können.“
Der BVB belohnte sich für einen dominanten Auftritt mit dem dritten nationalen Pokal-Finale nacheinander. Das half ein wenig über das dramatische Aus in der Europa League beim FC Liverpool hinweg. „Wir wussten, wir mussten liefern. Hätten wir heute nicht das Finale erreicht, dann wäre aus einer sehr guten Saison eine enttäuschende geworden“, bekannte Kapitän Mats Hummels.
Zur Erleichterung des Weltmeisters wahrte der in der Liga abgehängte Bayern-Verfolger die letzte Chance, die Saison mit einem Titel zu veredeln. Am 21. Mai ist der Gegner im nationalen Cup-Endspiel zum vierten Mal seit 2008 der Rekordsieger aus München. „Es ist eine der größten Aufgaben im Weltfußball. Aber wir haben die Mittel, sie zu schlagen“, sagte Hummels.
Die Vorfreude von BVB-Chef Hans-Joachim Watzke auf den abermaligen Showdown der deutschen Branchenführer ist ähnlich groß: „Das ist für den deutschen Fußball sehr gut und sehr spannend. Die Konstellation ist so, dass beide Mannschaften voneinander wissen, dass der andere sie auch schlagen kann.“
Nach dem Einzug in das Traumfinale und der bereits gesicherten Qualifikation für die Champions League steht der Borussia eine weitere knifflige Aufgabe bevor: der Kampf um den Verbleib von Leistungsträgern. Höchste Priorität genießen dabei die Gespräche mit Hummels: „Um Mats werde ich kämpfen, wie ich noch nie um einen Spieler gekämpft habe“, sagte Watzke der „Süddeutschen Zeitung“.
Für den Leitwolf ist es eine Art Lebensentscheidung. Einerseits reizt ihn die Chance, neue Erfahrungen bei einem Topclub mit besseren Titelchancen zu sammeln. Andererseits verspürt er große Lust, die unter Tuchel begonnene Neuausrichtung mitzugestalten. Hummels scheint noch immer unentschlossen: „Es ist eine sehr schwierige Entscheidung. Das kostet mich seit einigen Wochen jede Nacht bestimmt eine halbe Stunde vor dem Einschlafen, weil mir das ganze Thema sehr nah geht“, sagte der 27-Jährige bei Sky.
Schon am Tag nach dieser emotionalen Aussage gab es neue Spekulationen. Hummels' Vater Hermann schloss selbst einen Wechsel zum FC Bayern nicht aus. „Dortmund ist zurück unter den Top-Vereinen Europas, deswegen fällt ihm die Entscheidung so schwer. Wenn er Dortmund doch verlassen sollte, dann geht er nur zu einem der fünf, sechs Top-Vereine. Und zu diesen Clubs zählt selbstverständlich auch der FC Bayern“, sagte der Berater des Profis der „Sport Bild“. Bisher galt der FC Barcelona als erste Wechsel-Option. Darüber hinaus schien ein Transfer zu englischen Spitzenclubs möglich.
Ein Verlust des vertraglich bis 2017 gebundenen Abwehrchefs würde den BVB schwerer treffen als der Abgang von Ilkay Gündogan - vor allem wenn er sich für den FC Bayern entscheiden würde. Mittelfeldspieler Gündogan wird - vorbehaltlich einer Einigung der beteiligten Clubs - zu Manchester City wechseln und soll sich mit dem neuen Verein von Pep Guardiola bereits auf einen Fünfjahresvertrag geeinigt haben. Dagegen stehen die Zeichen bei Henrich Mchitarjan auf Verbleib. Dem Vernehmen nach neigt der Tuchel-Liebling dazu, seinen bis 2017 datierten Vertrag zu verlängern.
Einziger bisher feststehender Neuzugang ist Mikel Merino (Osasuna). Laut Medienrichten liegt die Borussia zudem gut im Transferrennen um das von diversen Topclubs umworbene 18 Jahre alte Offensiv-Talent Ousmane Dembelé (Stade Rennes). Als möglicher Hummels-Ersatz gilt nach „Kicker“-Informationen der Leverkusener Ömer Toprak. Zudem halten sich hartnäckig Gerüchte über eine Rückholaktion von Mario Götze. Wie aus Vereinskreisen verlautete, wäre der BVB im Fall des beim FC Bayern nur sporadisch eingesetzten und bis 2017 gebundenen Weltmeisters zu einem Aufbruch in neue Gehaltsdimensionen bereit.
Trainer Tuchel hätte bei der Kaderplanung gern möglichst früh Planungssicherheit, treibt aber niemanden zur Eile: „Es gibt keine Ultimaten, es gibt keinen Druck, weil das kontraproduktiv wäre für die Entscheidung.“ Selbst im Falle des schmerzlichen Verlusts von Leistungsträgern sieht er der kommenden Saison zuversichtlich entgegen: „Egal was passiert, ich bin mir sicher, dass wir eine schlagkräftige Mannschaft haben werden, die die gleiche Energie aufbringen wird.“