DNA des Pokalschrecks Arminia: Tragödien und Spektakel
Bielefeld (dpa) - Arminia Bielefeld schreibt weiter an der Geschichte eines Grenzgängers im Fußball. Neun Monate nach dem dramatischen Abstieg steht der verschuldete Traditionsclub an der Drittliga-Spitze und nach der Überraschung gegen Werder Bremen im Pokal-Viertelfinale.
Die Glückseligkeit auf der einstigen Alm kannte dementsprechend wieder einmal kaum Grenzen. „Oh, wie ist das schön“, sangen die Fans des Traditionsclubs noch lange nach dem Schlusspfiff zusammen mit ihren ausgepowerten Helden. Mit dem 3:1 gegen den Bundesligisten Werder Bremen wurde die nach Ostwestfalen zurückgekehrte Euphorie weiter entfacht.
„Das ist überragend, 30 000 bekloppte Bielefelder. Und klasse für die dritte Liga. Der Verein gehört da aber nicht hin“, sagte Mittelfeldspieler Manuel Junglas. Der 26-Jährige war mit einem Doppelpack (32./84. Minute) Matchwinner für die Arminia, die erstmals seit 2006 wieder in der Runde der letzten Acht im DFB-Pokal steht.
Junglas kam im Sommer vom VfR Aalen nach Bielefeld. Da war die Arminia wieder einmal am Nullpunkt. „Arminia Bielefeld ist ein Grenzgänger zwischen den Ligen und hat eine besondere DNA“, sagte Geschäftsführer Marcus Uhlig. „Blut, Schweiß, Tränen, große Tragödien, große Spektakel. Das Relegationsspiel gegen Darmstadt war ein Genickschlag. Das kann man nicht mehr gutmachen. Aber solche Spiele entschädigen ein bisschen dafür“, ergänzte Uhlig nach dem Bremen-Coup, dem zweiten im Pokal nach dem gegen Hertha BSC in Runde zwei.
Am 19. Mai 2014 verlor die Arminia nach einem 3:1 das Rückspiel in der Relegation gegen Darmstadt 2:4. Lähmendes Entsetzen herrschte, als Elton da Costa in der zweiten Minute der Nachspielzeit die Hessen in die zweite und Bielefeld in die dritte Liga schoss. Keiner wusste damals im ersten Moment so recht, wie es weitergeht. Ein Schuldenberg von etwa 25 Millionen Euro plagte den Verein, der Etat musste drastisch gekürzt werden. Dennoch schafften es die Verantwortlichen, schnell einen neuen Kader zusammenzustellen.
Trainer Norbert Meier formte eine Einheit, die derzeit mit neun Punkten Vorsprung auf den dritten Rang an der Spitze steht. „Man kann hier von einer Stehauf-Mentalität sprechen. Es ist vieles in unsere Richtung gelaufen. Aber es ist kein Grund, durchzudrehen“, sagte Meier, dessen Team dem Verein mit dem Viertelfinale eine „brutal wichtige“ (Uhlig) Zusatzeinnahme von einer Million Euro beschert.
Die hätte der klamme Bundesligist aus Bremen auch gern mitgenommen. Geschäftsführer Thomas Eichin machte sich aber viel mehr Gedanken um die zweite Niederlage nach dem 3:5 gegen Wolfsburg. „Wir haben ein brutal wichtiges Spiel in Freiburg. Wir müssen schnell einen Weg finden, wie wir diese beiden Spiele verarbeiten.“ Die Herrlichkeit bei Werder, das sich zum Rückrundenstart mit vier Siegen vom Tabellenende in das Mittelfeld der Bundesliga katapultierte, hat vorerst ein Ende. Trainer Viktor Skripnik war ebenfalls nachdenklich: „Zwei Niederlagen am Stück tun nicht nur weh, sondern können auch Sorgen bringen.“